The Native Cats – The Way On Is The Way Off

The Native Cats
(c) Chapter Music

Bass und Schlagzeug, Gesang und Elektronik: Mit diesem einfachen wie Grenzen sprengenden Mix konnten sich The Native Cats nicht nur in ihrer australischen Heimat als Kultband etablieren. Der eigenwillige Post-Punk-Ansatz des Duos schwappt immer wieder – auf mehr oder minder bekömmliche Weise – über die Landesgrenzen. Ihr fünftes Album zog sich allerdings, denn die in Australien überaus heftige Lockdown-Isolation ging an die Substanz. Die kreativen Herausforderungen von Einsamkeit und Distanz nahm man jedoch mutig an und entschied sich, musikalisch wie textlich noch mehr zu versuchen. Davon profitiert „The Way On Is The Way Off“ hörbar.

Tracks wie das epische „Tanned Rested And Dead“ torpedieren Erwartungen mit wachsender Begeisterung. Natürlich bleibt das brodelnde Post-Punk-Fundament nahezu stetig erhalten (die abschließende Piano-Ballade „Kay Carroll“ ausgenommen), doch fühlen sich die instrumentalen Einschübe mehr und mehr dem Krautrock zugewendet. Das ähnlich lange „Dallas“ bricht hingegen den Unterbau auf minimalistische Dimensionen herunter. Es passiert nicht viel, doch geht diese fast meditative Form des Understatement komplett auf.

„My Risks Is Art“ geht hingegen nach vorne, und zwar mit wachsender Begeisterung. Es braucht nur zwei Minuten, um beherzt zuzulangen und einen nahezu erdrückenden Wortschwall zu kultivieren. In „Suplex“, das nackenschonende Tipps einstreut, glaubt man zeitweilen eine lockere Abfolge von Gedanken und assoziativen Themen gefunden haben, während Bass und Schlagzeug beiläufig schrubben, auf frühlingshafte Synthetik treffen. „Small Town Cop Override“ dockt 80 Sekunden lang sogar bei Idles an und ist doch sein eigenes Ding, wie auch das luftige, dennoch bedrohliche „Vivian Left Me“ im Anschluss.

Verstörung, Verwirrung und große Unterhaltung – diese Eckpfeiler begleiten das neueste Werk der Australier. Natürlich war Post Punk schon immer nicht viel mehr als ein Behelfsbegriff für The Native Cats, doch wird das in diesen 43 Minuten deutlicher denn je. Das Duo bricht vertraute Strukturen mehr denn je auf und findet große Freude daran. Krautige Experimente, elektronische Leichtigkeit und spürbare Isolation statten das anstrengende wie attraktive „The Way On Is The Way Off“ aus. Selten machte das Duo sein Innenleben so unvermittelt greifbar wie hier. Exakt das zeichnet dieses beklemmende Sammelsurium an Songs und Songfragmenten aus – ein aufwühlendes Happening.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 10.11.2023
Erhältlich über: Chapter Music (Cargo Records)

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