Spidergawd – VII
Die Pausen mögen etwas länger geworden sein, doch bleibt die kreative Muse Spidergawd hold. Mit ihrem bereits siebten Album in knapp zehn Jahren zeigt sich das norwegische Quintett in starker Form und kultiviert zugleich jenen Sound, der sich auf den letzten Platten organisch entwickelte – etwas härter mit stärkeren NWOBHM-Einflüssen, zugleich deutlich poppiger bis eingängiger in einem See der (hart-)rockenden Hymnen. „VII“ wirft jeglichen unnötigen Ballast restlos über Bord und kniet sich weiter in die fieberhaften Klänge der 80er Jahre hinein.
„Sands Of Time“ – eine ehrliche Entschuldigung von Sänger Per Borten, weil er sich über eine Lieblingsband von Gitarrist Brynjar Takle Ohr amüsierte – bringt den Esprit längst vergangener Tage binnen Sekunden auf den Punkt. Spidergawd nennen Thin Lizzy als Referenz für diese Platte, und das wird hier angenehm deutlich – kompakt, hymnisch und auf den Punkt, verdammt mitreißend. Die drückende Heavyness von „Dinosaur“ prescht in metallische Gefilde vor, reckt die Faust in die Luft und lebt von erstaunlich punkigem Esprit, der das Geschehen antreibt. Zugleich entsteht ein gewaltiger Refrain, der angenehm an „The Pretender“ von den Foo Fighters erinnert.
Überhaupt gestaltet sich dieses Album – einmal mehr – zum abwechslungsreichen Siegeszug. Das zurückgenommene und zugleich drückende „…And Nothing But The Truth“ raubt mit seiner bleiernen Schwere geradezu den Atem und schüttelt ein herrlich übertriebenes Gitarrensolo aus dem Ärmel, während die verwaschene Düsternis von „Bored To Death“ im zweiten Akt gekonnt eskaliert. Speziell von den virtuosen Drums geht unheimlich viel Spielfreude aus. Dass im direkten Anschluss mit „Your Heritage“ eine der poppigsten, eingängigsten Nummern der gesamten Platte folgt, passt perfekt zum verschmitzten Charme von Spidergawd.
Natürlich ist die Angelegenheit gefühlt viel zu schnell rum, so wie das bei den Norwegern eigentlich eh immer ist, und doch stimmt das Gehörte erneut von vorne bis hinten. „VII“ ist eine kleine Hit-Schleuder, die dennoch unaufdringlich bleibt. Spidergawd schließen ihre musikalische Entschlackung ab, zeigen sich eingängig wie Sau und lassen zugleich mehr Raum denn je für herrlich erdrückende Heavyness. Gesunde Mischung und noch gesünderer Widersprich, so oder so ähnlich lässt sich diese hymnische Abrissbirne zusammenfassen. Auf die nächsten zehn Jahre … mindestens.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 10.11.2023
Erhältlich über: Crispin Glover Records (Soulfood Music)
Website: www.spidergawd.no
Facebook: www.facebook.com/spidergawd