Knud Voss – mono

Knud Voss
(c) Knud Voss

Aus dem schönen Schleswig-Holstein melden sich neue angehende Meister des scheuklappenlosen Punk. Post und andere Präfixe begleiten den Sound von Knud Voss, die 2020 mit dem in Eigenregie entstandenen „Capristube“ erstmals auf sich aufmerksam machten. Inzwischen griff Flight13 zu und gibt den tanzbaren, kratzbürstigen, ab und an synthetischen Ideen des Quartetts eine verdiente Bühne. „mono“ reißt letzte Genre-Grenzen mit Wonne ein, packt Scheuklappen in den hintersten Winkel und schüttelt nebenher den einen oder anderen kleineren Hit aus dem Ärmel.

Einer davon ist „Rauschen“, das in knapp dreieinhalb Minuten den über weite Strecken präsenten Post-Punk-Charme des Quartetts auf den Punkt. Pointierte Vocals mit heiseren Untertönen, doch mit Beißerchen im Mund, thronen auf einem treibenden Fundament aus Bass und Schlagzeug, drückend und doch stilvoll zurückgenommen. Die gelegentlich eingestreute Gitarre mit Gang Of Four-Chic tänzelt über dem Geschehen, der Indie-Dancefloor riecht leicht muffig. „Eckenrechnen“ geht es sogar noch eine Spur forscher an, betont zwischenzeitlich den Punk-Faktor stärker und setzt gewollt brüchigen Gesang ein.

Letztlich ist das nur aber ein kleiner Teil dessen, was Knud Voss auf diesem Zweitling kultivieren. Das zuvor bereits auf einer Split veröffentlichte „Flugrost“ lässt bereits einen dezenten Disco-Einschlag erkennen, den „Maulwürfe“ später intensiviert. Das abschließende „Lichtorgel“ mit Nat Glaze lässt hingegen elektronische Rhythmik und Electroclash mit dem vertrauten Soundgewand kollidieren, was ebenfalls prima funktioniert. Hingegen wagt sich „Song 10“ in basslastige Düsternis hinab, die mit hibbeliger Energie nur einen Hauch von frühen Karies entfernt scheint. Wieder eine Tür weiter lässt „Höhlenboy“ Project Pitchfork hochleben und passt doch prima zum Voss-Sound.

Irgendwie wild und abgedreht, düster und understated, dann wieder forsch und herrlich hektisch: Was Knud Voss auf ihrem zweiten Album abziehen, verstört und begeistert zu gleichen Teilen. Ja, diese gut 33 Minuten scheinen tatsächlich gleichzeitig überall und nirgendwo, doch geht gerade dieser betont offene Punk-Ansatz auf. Mehr noch, „mono“ wagt mehr und gewinnt auf ganzer Linie, weil die Post-Tracks stärker einschlagen, weil die Elektronik prima funktioniert, weil der Punk-Dreh zu unterhalten weiß. Knud Voss sind mit dieser Platte definitiv angekommen und auf dem steilen Weg nach ganz oben.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 10.11.2023
Erhältlich über: Flight13 Records (Indigo)

Facebook: www.facebook.com/KNUDVOSS