Isoscope – Conclusive Mess

Isoscope
(c) Andie Riekstina

Nachdem die angenehm chaotische Unruhe ihres Erstlings „Ten Pieces“ vor etwa eineinhalb Jahren ein zweites Leben erhielt, legen Isoscope nun tatsächlich ein zweites Album nach. Das Berliner Quartett spielt mit Klängen und Schubladen, die sich durch Post und Punk, Noise und Kraut, Indie und Alternative tanken, um nur einige sehr grundlegende Referenzen zu nennen. Dabei geht die sehr klare politische und gesellschaftliche Position – die Musiker*innen zählen zur Gründungszelle des für FLINTA engagierten GRRL NOISY-Kollektivs – der Scopes etwas zu Unrecht unter. Entsprechend lohnt es sich, bei „Conclusive Mess“ nicht nur auf den musikalischen Wahnsinn zu achten.

Ein Dreiteiler zur Album-Mitte unterstreicht die Qualitäten der Hauptstädter. „Dreams“ sucht nach dem instrumentalen Auftakt langsam, aber beständig nach Erfüllung. „Dreams II (REM)“ zeigt sich noisig und unbequem, gibt sich die Kante und überwältigt mit einem gekonnten Wortschwall, der von desolaten Klanglandschaften torpediert wird. Dass der finale Abschnitt Indie-Vibes sukzessive ins lärmende Chaos zieht, passt perfekt. Ähnliche Qualitäten weist das abschließende „Western“ auf, das sich mit seinen drückenden Drums und nahezu tänzelnden Math-Gitarren zunächst souverän aus der Affäre zieht, bis die Eskalation einsetzt. Isoscope arbeiten der kompletten Übertreibung gekonnt entgegen.

Im Vergleich dazu erscheint „Autopilot“ nahezu konventionell, direkt brav. Insgesamt mehr Post Punk nähert sich dem Gummitwist, scheint zeitweilig am Rad zu drehen und wirkt dabei dennoch erstaunlich souverän, geordnet und konzentriert. Die kleinen Zäsuren und fast schon poppigen Abschnitte kommen gut. Das eröffnende „Tabula Rasa“ täuscht mit seiner braven ersten Minute und lässt danach ein hibbeliges Ding vom Stapel, dessen nervöse, getriebene Energie im besten Sinne an die Substanz geht. Isoscope nähern sich der Übertreibung abermals mit Riesenschritt, bleiben in der stressigen Undurchsichtigkeit doch immer on point.

Erfolgreich wagen sich die Berliner*innen mit ihrem zweiten Streich noch weiter raus, stellen etwaige Hörgewohnheiten auf die Probe und übertreiben mit dieser lautmalerischen, actiongeladenen, bunten und schillernden Platte am laufenden Band. „Conclusive Mess“ bildet tatsächlich eine Form von Chaos ab, die Sinn ergibt, so seltsam das auch anmuten mag. Isoscope nehmen einfach mehr von allem mit und schreiben zudem verdammt gute Songs, deren Qualitäten und wichtigen Kernaussagen hinter mehreren Ritten der eierlegenden Wollmilchsau verborgen liegen. Es lohnt sich abermals, diese in aller Ruhe auf- und durchzuarbeiten.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 03.11.2023
Erhältlich über: Noisolution (Edel)

Website: www.isoscope-band.de
Facebook: www.facebook.com/isoscopearewe