The Streets – The Darker The Shadow The Brighter The Light
Das erste Album seit mehr als zwölf Jahren bringt natürlich eine gewisse Erwartungshaltung mit sich. Zwischenzeitlich hatte Mike Skinner The Streets auf Eis gelegt, launchte gemeinsam mit Robert Harvey (The Music) das kurzlebige Projekt The D.O.T, bevor bereits Ende 2017 erstes neues Streets-Material auftauchte. Skinner arbeitete an einem Film, der die vielfältige Club-Szene möglichst authentisch präsentieren sollte, mit einer Crime-Story verknüpft, letztlich in Eigenregie gestemmt. Das neue Album darf somit als Soundtrack verstanden werden, wurde im Lauf der letzten Jahre mehrmals umgeschrieben und greift nun Schlüsselmomente des Streifens heraus. „The Darker The Shadow The Brighter The Light“ serviert dennoch exakt das, was man sich von The Streets erwartet.
Das herrlich quengelige, drückende „Too Much Yayo“ erinnert an die früheren Werke und wirkt dennoch am Puls der Zeit – mit 2Step-Chic ausgestattet, im Refrain schräg besungen, während die Hook mit dem wilden Bassgewitter über den pointierten Raps thront. Auch „Kick The Can“ bringt einen ähnlichen Retro-Charme mit. Dauer-Mitstreiter Robert Harvey und Kevin Mark-Trail singen den Hauptteil, der vorwitzige Bounce hätte auch auf „A Grand Don’t Come For Free“ Platz gefunden. Hingegen triumphiert der Titelsong mit einem jazzig-bluesigen Sample auf, das direkt von einem Grammophon gefallen scheint.
Überhaupt erweist sich diese Platte als Siegeszug, immer wieder überraschend und voller Details. „Good Old Daze“, der Rausschmeißer, sieht nach einer durchfeierten Nacht das Tageslicht und nimmt zugleich komprimierte Rührseligkeit mit, während sich „Someone Else’s Tune“ wieder direkt in den Bassline-Wahn stürzt. Skinners Raps wirken erstaunlich tiefenentspannt, nahezu Zen. Auch die wohlige, zugleich ominöse Deepness von „Shake Hands With Shadows“ fährt sofort durch Mark und Bein, unterkühlt und doch so deutlich. Die gesampelte Gitarre in „Walk Of Shame“ lässt hingegen das letzte Licht erlöschen.
Mit vergleichsweise einfachen Mitteln erzeugt Mike Skinner deutliche Bilder, von pointierten Texten und gekonnter Atmosphäre eindrucksvoll unterstrichen. „The Darker The Shadow The Brighter The Light“ nimmt Elemente sämtlicher bisheriger Streets-Platten mit, holt ein paar modernere Einflüsse hinzu, und verzahnt all das besonders eng. Das Noir-Storytelling des gleichnamigen Films ist stets greifbar, kalte Schauer strapazieren das Nervenkostüm. Dieses Comeback-Album ist Service am Fan und zugleich ein Aufbruch in eine unbequeme, kreativ jedoch überaus spannende Zukunft. Willkommen zurück in bestechender Form.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 13.10.2023
Erhältlich über: Warner Music
Website: www.thestreets.co.uk
Facebook: www.facebook.com/TheStreets