Citizen – Calling The Dogs
Was jahrelang und über mehreren Alben unter der Oberfläche brodelte, wird nun endlich nach vorne geholt: Citizen üben sich in Selbstreflexion und haben eine überaus persönliche Platte aufgenommen, die sich mit dem Innersten befasst, mit einer schweren Vergangenheit und nicht immer ganz einfachen Gegenwart. Zudem wurde das US-Trio zum Quartett, nachdem die langjährigen Tour-Musiker Mason Mercer (Gitarre) und Ben Russin (Schlagzeug) nicht nur fix ins Line-up integriert wurden, sondern sich auch gleich kreativ einbringen durften. Entsprechend vielschichtig und abwechslungsreich gibt sich „Calling The Dogs“.
Mit einer lässig angeschlagenen Gitarre und butterweichen, geradezu poppigen Vocals eröffnet „Headtrip“ den neuesten Streich und bläst das Arrangement sukzessive auf. Viel Gefühl, schnittiger bis schrammeliger Rock, dazu kleinere Ecken und Kanten – fertig ist der Mini-Hit. Bereits das folgende „Can’t Take It Slow“ lässt ein paar nachdenklichere Töne zu, schrubbt schwerfällig und doch bestimmt. Der Chorus geht ins Ohr, wenngleich er sich kaum vom restlichen Geschehen abhebt – massiv und luftig zugleich. In „Lay Low“ nimmt die Ohrwurm-Tauglichkeit zu, rundherum reihen sich aber auch introspektive Szenerien.
Auffällig ist zudem die Tanzbarkeit dieser Platte, mal etwas zurückgenommen und melancholisch (das feinsinnige „Options“), mal offensiv und scharfkantig (das der Garage entsprungene „Dogs“). „Takes One To Know One“ zieht sogar in bester Vaccines-Manier durch. Das dauert keine zwei Minuten, bietet dank Retro-Esprit aber hohen Unterhaltungswert. Auch „Hyper Trophy“ zieht es auf den Indie-Dancefloor, durchzogen von donnernden Drums und einer sich nahezu unauffällig anschleichenden Melodie. Das anschließende „If You’re Lonely“ hat das Zeug zur Hymne und wird live sicher aus voller Kehle mitgesungen.
Wenig überraschend wurden weite Teile dieses Albums mit dem Gedanken an die Live-Show geschrieben, und das ist wahrlich nicht der schlechteste Ansatz. „Calling The Dogs“ verbreitet selbst in düsteren, nachdenklichen Momenten beste Laune, haut manch einen Hit raus und erweitert zudem den eigenen Sound gekonnt. Deutlich höhere Garagen-Anteile und mehr Tanzbarkeit halten Einzug, ohne dabei auch nur irgendwas zu verwässern oder gar unnötig umzuschichten. Einmal mehr stimmt bei Citizen die Mischung, von mehr oder minder frischem Blut gekonnt in Szene gesetzt. So muss Rock.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 06.10.2023
Erhältlich über: Run For Cover Records (Cargo Records)
Website: www.citizentheband.net
Facebook: www.facebook.com/Citizentheband