The Holy Ghost – Ignore Alien Orders
Ohne Musik geht es nicht, das musste Jens Åker im dritten Pandemiejahr feststellen, und begann sich wieder Material seiner Band The Holy Ghost zu widmen. Bloß war das Line-up zerfallen, und so nahm er fast alles – Rückkehrer Thomas Hedblom kümmerte sich um den Bass – in Eigenregie auf. Das Comeback, das erste Album seit fünf Jahren, war bereit. Mit einem neuen Deal bei Lövely Records und neuen Mitstreitern (Entombed-Gitarrist Uffe Cederlund an der Gitarre, Niklas Korssell von New Rose am Schlagzeug) erhält der kantige, noisige und zugleich poppige Alternative-Sound nun seine verdiente Bühne. „Ignore Alien Orders“ langt beherzt zu.
Sieben Songs in 23 Minuten, das ist natürlich nicht viel, doch dafür macht jeder Track Laune. Da wäre beispielsweise der erste Vorbote „Brownshirt Trojan“, kauzig wie eingängig. Das omnipräsente Faible für Hüsker Dü und Dinosaur Jr. lässt sich natürlich nicht von der Hand weisen, während der Unterbau erstaunlich punkig ums Eck kommt. Nervöse Energie treibt die dreieinhalb Minuten an, aus dem Nichts taucht eine schwerfällige Zäsur auf, bevor es wieder kantig und eingängig wird. Das kurze, knackige „Pattern Breaker“ führt mit einem synthetischen Intro auf die falsche Fährte, dann überschlägt sich das Quartett beinahe selbst.
Wobei, etwas Synthetik schimmert auf dieser Platte immer wieder durch. „Keep Walking / Keep Rising“ schält sich sukzessive aus seinem Power-Pop-Korsett und nimmt zwischenzeitlich weiche, fast schon frühlingshafte Klänge hinzu. Das eröffnende „The Non-Dual“ flirtet zumindest etwas mit dem Weichzeichner, variiert letztlich doch lieber das Tempo und breitet mächtige Melodieteppiche aus. Das forsche und zugleich zurückgenommene „Robot Creeps“ lebt vom Widerspruch, gerät immer wieder – scheinbar – ins Stolpen. Das klassische, komplett überdrehte Gitarrensolo fällt aus dem Rahmen, wurde jedoch geschickt ins ohnehin dichte Arrangement eingebettet.
Etwas sehr chaotisch, wohl aber gerade deswegen verdammt gut: The Holy Ghost melden sich in starker Form zurück, viel zu kurz, dafür ohne ein Gramm zu Fett viel auf den audiophilen Rippen. Das Faible für Power-Pop und Alternative bleibt an vorderster Front, doch wird dahinter, in zweiter Reihe, gerne mal etwas versucht. Synthetik, Punk, das Post-Präfix an verschiedenen Stellen, dann wieder noisige Eingängigkeit – nicht immer schafft man es, den Überblick zu behalten, doch geht das letztich in Ordnung. „Ignore Alien Orders“ ist ein wildes, unterhaltsames Lebenszeichen geworden. Auf dass es dieses Mal auf stabilierem Grund weitergehen möge.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 22.09.2023
Erhältlich über: Lövely Records
Bandcamp: theholyghost1.bandcamp.com
Facebook: www.facebook.com/theholyghoststhlm