Roosevelt – Embrace

Roosevelt
(c) Michael Schmelling

Seit nunmehr drei Alben gilt Marius Lauber aka Roosevelt als Garant für kurzweilige, gerne mal tanzbare, angenehm synthetische Popmusik, kratzte mit seinem jüngsten Werk sogar an den Top 20. Zuletzt war er live recht aktiv, arbeitete u. a. mit Nile Rodgers und fertige hochkarätige Remixes für Künstler*innen wie Taylor Swift oder CHVRCHES an. Zwischendurch fand Roosevelt Zeit für seine vierte Platte, komplett in Eigenregie geschrieben, aufgenommen und produziert. Unter anderem vom Disco-Sound der frühen 80er Jahre inspiriert, setzt es auf „Embrace“ zehn neue, schillernde, geradezu hypnotisierende Perlen.

Besonders deutlich wird das in „Luna“, wo eine dieser prägnanten Basslines ihren großen Auftritt feiert. Pulsierende Energie, greifbare Leidenschaft und ordentlich Energie treiben diesen rundherum federleichten Track an. Auch das eröffnende „Ordinary Love“ besitzt einen entsprechenden Motor, gibt sich bloß einen Tacken luftiger und zurückgelehnter. Richtung Hauptteil hebt der Song ab, taucht in eine tiefenentspannte Disco ein und tänzelt mit wachsender Begeisterung durch die Szenerie. „Rising“ lauert zwischen diesen beiden Tracks und nimmt den Club ins Visier. Eine der mächtigsten Hooks des gesamten Albums geht mit wachsender Begeisterung nach vorne.

Noch so ein Überflieger lauert am anderen Ende in Form von „Alive“ – vielleicht nicht ganz so zwingend und pulsierend, aber nicht minder unterhaltsam. Wie sich der Song immer wieder dem alles umarmenden Moment öffnet, reißt mit. „Realize“ könnte hingegen kaum druckvoller ausfüllen. Die nächste wilde, fast schon überdrehte Bassline mit dezentem Adamski-Flair trifft auf einen lockeren Beat und eingängige, poppige Vocals. Das Spiel mit den Kontrasten geht auf und erfährt in den gewaltigen Soundscapes von „Yucca Mesa“ eine Fortsetzung. Ganz ohne Gesang baut sich ein pumpender und zugleich zurückgelehnter Song auf, der gute Laune verbreitet.

Exakt das funktioniert auf „Embrace“ hervorragend. Der Fokus auf dominante Basslines kommt gut, wird zugleich nicht bis zum Erbrechen durchgezogen und sorgt somit für großen Unterhaltungswert. Insgesamt fällt dieses Album noch eine Spur tanzbarer aus, ohne dabei auf mächtige melodische Momente zu verzichten. Roosevelt findet ein gesundes wie kurzweiliges Mittelmaß, schüttelt kleine Hits aus dem Ärmel und sorgt für Good Vibrations. Die vierte Platte ist auch seine bislang beste, angenehm anders und zugleich vertraut. Auf die Umsetzung im Rahmen der kommenden Tour mit Band darf man gespannt sein.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 22.09.2023
Erhältlich über: Counter Records (Rough Trade)

Website: www.iamroosevelt.com
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