Captain Planet – Come On, Cat

Sie hatten sich etwas Zeit gelassen, Captain Planet, aber das ist vollkommen in Ordnung. Ihr letztes Album erschien vor gut sieben Jahren, das letzte Konzert spielten sie 2020. Entsprechend groß ist die Freude über frischen Output, eine neue Tour und neuen Elan. Tatsächlich war es zuletzt nicht einfach – nicht nur für die Band, sondern für eigentlich eh fast alle – und das schlägt sich auch auf dem neuesten Output nieder. „Come On, Cat“ denkt den mittlerweile bewährten Mix aus Emo und Punk mit cleveren, aufwühlenden Texten gekonnt weiter und setzt das nächste aufregende Ausrufezeichen.

„Neujahr“, zugleich erster Vorbote, eröffnet den frischen Reigen, fieberhaft und pointiert wie eh immer. Jan Arne von Twisterns Stimme leuchtet gewohnt hell, brennt sich sofort ein und findet im großen Chorus zu kleinen, aber feinen Harmonien. Rundherum schrammelt es gefühlvoll, von abstrakten wie konkreten Bildern geprägt. Auch „Halley“, die zweite Auskopplung, hat es in sich. Hier nehmen sich Captain Planet angenehm zurück, vermeiden jedoch betretenes Schweigen. Zudem trifft der Hauptteil mitten ins Herz. Alle fühlen sich irgendwie angezählt, kaputt, schwer mitgenommen. Und der Komet kommt irgendwann zurück.

Bleiben somit am Ende „Nur Verlierer“? Ganz so schlimm ist es vielleicht nicht, doch kriegt man die flotte, weit hinten versteckte Nummer nicht so schnell aus dem Ohr. Das Hauptriff ließe sich prima von Blechbläsern nachspielen, der forsche Punk-Esprit brennt sich dafür gar furios ein. Wo bleibt eigentlich das erhoffte Schweigen im Lärm? Das hibbelige „Tuffi“ schäumt vor nervöser Energie geradezu über, gibt sich hibbelig und explodiert schließlich im Stand. Ein Stein fällt aus der Zeit, der Schienenersatzverkehr war selten so Punk. Dichte melodische Texturen umgarnen „Am Wald“, ein grandioser Midtempo-Nackenschlag, an dem es kein Vorbeikommen geben sollte.

Captain Planet bleiben sich treu und sorgen dennoch für frischen Wind. Das ist kein Widerspruch, das ist große Kunst im Kleinen, doch gewiss keine Kleinkunst. Anders gesagt: Diese halbe Stunde muss man gehört haben, weil das Quintett weiterhin in bestechender Form spielt. Bärenstarke Texte, mitten aus dem Leben und doch vom wiederholten Blick nach innen gezeichnet, philosophieren über das Sein in einer unfreundlich(er) werdenden Welt, während die Musik so und so über alle Zweifel erhaben ist. Punkiger Drive, emotionale Schwere und melodische Leichtigkeit finden scheins blind zueinander. Auf „Come On, Cat“ hat man gerne gewartet – eine Wohltat, die mehr denn je die Ausnahmerolle von Captain Planet unterstreicht.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 08.09.2023
Erhältlich über: Zeitstrafe (Indigo)

Website: www.captain-pla.net
Facebook: www.facebook.com/captainmeincaptain