Madsen – Hollywood

Madsen
(c) Dennis Dirksen

Man merkte es kaum, da immer wieder Material erschien – der überraschende Punk-Nackenschlag „Na gut dann nicht“ sowie Sebastian Madsens souliges Solo-Debüt – doch tatsächlich arbeiteten Madsen stolze fünf Jahre an ihrem neuesten Streich. Eine Zeit voller Ideen und Unterbrechungen, spannender Studiozeit und der Gründung eines eigenen Labels. „Hollywood“ besinnt sich auf die besten Qualitäten der vier Wendländer, rockt selbstbewusst und empathisch, legt Gefühlswelten offen und nimmt sich im richtigen Moment kein Blatt vor den Mund.

Letzteres gilt besonders für den Titelsong „Hollywood“. Es geht um ein Kind, dem wütend erklärt wird, es sei in Deutschland nicht willkommen, nur um sich wegzuträumen und letztlich doch einen Freund zu finden. Ein Happy End, wie in Hollywood, von wohldosierten Streichern begleitet. Bewegend gestaltet sich auch „Willi“, das Lied über einen alten Freund, den man vielleicht zwischendurch aus den Augen verlor, aber doch immer wieder gerne sieht – drückend, hymnisch und mitten aus dem Leben. Hingegen bemüht der Opener „Ein bisschen Lärm“ Selbstwertgefühl, schreit sich frei und gibt sich kämpferisch bis motivierend.

Zwei Songs ragen musikalisch besonders hervor. Da wäre einerseits „Brücken“, nicht nur von starken Lyrics untermalt, sondern bis zum Refrain näher denn je an den Foo Fighters dran. Das überrascht ein wenig, macht aber richtig Laune. Hingegen bemüht der Hauptteil Madsen in Reinkultur – fieberhaft, energisch und unverschämt eingängig. Das abschließende „Wir haben immer noch die Sonne“, ein weiterer motivierender und aufrüttelnder Track, scheint eigentlich schon abgeschlossen, wenn stimmungsvoll reduzierte Nachdenklichkeit eine Prog-Fanfare andeutet, der ein treibender, angepunkter Abschluss folgt.

Viel Musik und Musikalität verbergen sich in diesen gut 40 Minuten. Wie nur wenige andere Bands verstehen es Madsen, ihr Ding konzentriert durchzuziehen, und dabei immer wieder frische Details einzustreuen. Zudem lebt „Hollywood“ von sentimentalen, empathischen, lebensbejahenden Texten (siehe und höre auch „Heirate mich“ und „Unter dem Radar“, die in anderen Händen wohl peinlich klängen). Die Mischung macht’s, und die Mischung stimmt absolut: Auch nach bald zwei Jahrzehnten spielen Madsen ganz vorne mit, dürfen mit Fug und Recht als Institution bezeichnet werden. Ihr neuester Streich macht das einmal mehr (laut und) deutlich.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 18.08.2023
Erhältlich über: Goodbye Logik Records (Indigo)

Website: www.madsenmusik.de
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