Itchy – Dive

Itchy
(c) Ilkay Karakurt

Mit über 20 Jahren im Geschäft und insgesamt drei Alben in den Top 20 haben Itchy mittlerweile so etwas wie Veteranenstatus inne. Anfang 2020 wagten sie einen mehr als erfolgreichen Ausflug in deutschsprachige Gefilde, im Folgejahr erschien eine überaus sympathische Biographie samt Compilation-Werk. Zurück von einer erfolgreichen, mehrfach verschobenen Tour meldet sich das Trio auf Albumlänge zurück. „Dive“ greift wieder auf englische Texte zurück, setzt ansonten auf bewährte Qualitäten zwischen Punk und Rock. Und das klappt hervorragend.

Selbstverständlich hat man erneut einiges zu sagen: Die nach dem Release Arschloch-befreite Anti-Kapitalismus-Hymne „Burn The Whole Thing Down“ pendelt zwischen knüppelharten, brütenden Strophen und weichem Refrain mit Wave-Lockerheit pendelt. Davor lauert das pointierte, sarkastisch bis zynische „Thoughts & Prayers“, das Heuchelei ins Visier nimmt und mit vertrauten, leicht poppigen Punk-Mittel seziert. Auch die Kirche bekommt ihr Fett weg. „No One’s Listening“ verteilt Hostien mit Stahlkanten und stimmt einen drückenden wie unbequemen Chorus mit Mitsing-Potenzial an, den man so – musikalisch wie thematisch – eher von Billy Talent erwarten würde.

Zugleich begeistert die Hitdichte der Platte. Der Titelsong „Dive“ spielt mit Melodie und Melancholie, überrascht mit Indie-Einflüssen sowie den Harmonien der Donots-Alternative-Jahre. Das frontale „Lie“ kommt giftig rüber, hat hörbar weder Zeit für noch Lust auf Bullshit, und bleibt dabei eingängig. Im eröffnenden „Prison Light“ baut sich eine gewaltige Wand auf, punkig aufgelöst und unheimlich mitreißend. In „Afterglow“ schwingt etwas Nachdenklichkeit mit, von gelegentlichem Sprechgesang und dem nächsten hymnischen Hauptteil eingerahmt.

Bei Itchy weiß man mittlerweile, was man bekommt, und das ist sehr gut. Die Rückkehr zur englischen Sprache mag auf den ersten Blick die Schlagzeile sein, doch sind es die musikalischen Qualitäten, die im Rampenlicht stehen sollten. „Dive“ ist die vielleicht abwechslungsreichste Platte der Bandgeschichte, dreht sich rund um ein erweitertes Punk-Universum, spielt mit Stimmungen und Tempi. Kritische, pointierte Texte harmonieren wunderbar mit einer Fülle an Hits und Ohrwürmern, an denen man sich nicht so schnell satt hören kann, geschweige denn will. Besser denn je: Itchy legen eine der besten Punk- und Rock-Platten des Sommers vor.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 07.07.2023
Erhältlich über: Findaway Records (Soulfood Music)

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