JeGong – The Complex Inbetween

JeGong
(c) JeGong

Klang als Forschungselement im freien Raum, so oder so ähnlich begehen JeGong ihre Musik. Der Einstand des Duos entpuppte sich als nuancierte Auseinandersetzung mit Krautrock, elektronischen Anfängen und dem Post-Präfix. Exakt das verfolgen Dahm Majuri Cipolla und Reto Mäder nun weiter und wagen sich mehr denn je in die selbstgewählten Untiefen vor. „The Complex Inbetween“ meditiert über Sein und Schein in treibenden sowie gemächlichen Soundscapes, die sich mit wachsender Begeisterung zwischen den Grenzen des Vorhersehbaren platzieren.

Zwischen Mensch und Maschine wartet ein eigentümlicher Motor zu Beginn des Albums. Es dauert etwas, bis sich „Come To The Center“ erhebt, dann kriegt man den Track dafür nicht mehr aus dem Ohr, aus dem Hinterstübchen. Drückende Drums mit feinsten Variationen, ein pulsierender Basslauf und gelegentliche schrille Melodien drüber – ein paar Gitarren und etwas Synthetik – gehen eine gefühlte Ewigkeit nach vorne, lassen nicht nach, bereiten am schrillen Höhepunkt Schmerzen und beißen sich dennoch binnen kürzester Zeit fest. Näher waren JeGong den krautigen Wurzeln nie und liefern ein forsches, unnachgiebiges Stück Musik ab, dem man sich einfach nicht entziehen kann.

Doch auch der Rest des Albums hat seine Highlights. „Focus Defocus“, das zweite Mini-Epos, wird zwar deutlich luftiger bespielt, glänzt dafür durch hochgradig faszinierende melodische Texturen. Weitere Schleifen kommen hinzu, symbolisieren etwas Aufbruchstimmung und nehmen sich doch vornehm zurück. Hingegen betont „KurkOM“ den maschinellen Charakter des eigenen Schaffens mit derben Loops, die sich erst spät in bester Post-Rock-Manier entladen. Auch „Former Wish“ umweht eine ominöse Energie, mystisch und unnahbar, schließlich bis zur Unkenntlichkeit übersteuert und gekonnt überfordernd.

Sollte es nach dem ersten Album noch Grenzen gegeben haben, so wurden diese nun endgültig gesprengt. Obwohl auch „The Complex Inbetween“ hörbar in krautigen und früh-elektronischen Gefilden unterwegs ist, packen JeGong noch einmal einen drauf, bohren sich weiter in die komplexe Materie vor und experimentieren mit Extremen. Alleine schon der motorisierte Opener ist den Kauf wert, dahinter warten spannende Spielereien zwischen schroffen Lärmstudien, Ambient-Meditationen und melodischen Zwischentönen. Mit dem Zweitling wagt das Duo eine erfolgreiche Expansion des Klanghorizonts, von der man nicht so schnell loskommt.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 09.06.2023
Erhältlich über: Pelagic Records (Cargo Records)

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