Angelo De Augustine – Toil And Trouble
Die Rückkehr zur eigenen Solo-Musik dauerte für Angelo De Augustine etwas länger, nicht zuletzt aufgrund einer gemeinsamen Platte mit Sufjan Stevens. Und dann sollte dieser neue Alleingang komplett alleine geschrieben, arrangiert, aufgenommen, produziert und abgemischt werden. Zudem spielte De Augustine gleich 27 unterschiedliche Instrumente ein, darunter Kuriosität wie ein Xylophon aus Glas. Was sich wie schwerfällige, chaotische Überladung liest, bleibt jedoch so federleicht wie immer. „Toil And Trouble“ denkt den Lo-Fi-Ansatz des Kaliforniers weiter und drängt Indie-Folk-Konzepte in ätherische bis kunstvolle Gefilde.
Übernatürliche Erfahrungen begleiteten den Aufnahmeprozess, und so macht ein Song wie „The Ballad Of Betty And Barney Hill“ über eine der bekanntesten Nahbegegnungen der vierten Art nur Sinn. Das zarte Anschwellen des Arrangements, der federleichte Twang, das behutsame Tasten durch verhältnismäßig dichte Texturen – zahlreiche Ideen und Instrumente kommen zusammen und bilden eine Art-Pop-Grenzerfahrung der ultraeingängigen Sorte. Während De Augustine hier Lo-Fi-Grenzen zu sprengen droht, taucht das butterweiche „I Don’t Want To Live, I Don’t Want To Die“ wieder in deutlich vertrautere Gefilde ein, von einer Peter Pan-Entscheidung begleitet.
Obwohl dieses Album wie aus einem Guss wirkt, gleicht hier doch kein Track dem anderen. „D.W.O.M.M.“ schwillt langsam an, spielt mit Mellotron-Anleihen, während der Protagonist zuweilen ins Falsett wechselt und sich in der zweiten Hälfte in Richtung Outro tragen lässt. In „Memory Palace“ nimmt dieser Ansatz stellenweise nahezu düstere Züge an, zumindest für De Augustine-Verhältnisse. Das mag sich zwar im Laufe des Songs legen, das Odd-Pop-Kuriosum bleibt aber dennoch im besten Sinne im Hinterstübchen. Und auch „Song Of The Siren“, das Singer/Songwriter-Klänge in die verschmitzte Entfremdung lockt, will nicht unerwähnt bleiben.
Traumwandelnd bewegt sich Angelo De Augustine durch diese Welt, von eigener Hand geschaffen und doch selbst für den Protagonisten komplett neu, geradezu unerhört. Trotz Überangebot an Instrumenten bleibt alles sanftmütig und zart, mit wenigen Ausnahmen in kompletter Entschlackung verharrend. „Toil And Trouble“ verbringt ein kleines Lo-Fi-Kunststück, von dem man nicht so leicht loskommt. Kopfüber stolpert man in surreale Gefilde und verweilt in der Schönheit eines Moments, den man immer wieder erleben möchte. Gesegnet sei die Repeat-Taste, begleitet von möglichst guten Kopfhörern, welche die Erkundung dieser magischen Soundscapes erleichtern
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 30.06.2023
Erhältlich über: Asthmatic Kitty Records (Cargo Records)
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