Acantha Lang – Beautiful Dreams

Acantha Lang
(c) Katy Cummings

Harte Arbeit, Talent und Überzeugung machen sich im Fall von Acantha Lang bezahlt. Die in New Orleans aufgewachsene Sängerin war nicht, wie so viele andere Kolleginnen und Kollegen, eine Chor-Sängerin in der Kirche, sondern blühte erst in New York im legendären Harlem Grill auf. Später wurde sie für The Box in Manhattan rekrutiert, in den Schwesterclub nach London geschickt, schrieb Songs für den Grammy-nominierten Robert Randolph, sang als stimmliche Stellvertreterin für Nina Simone in einem prominenten Werbespot und wurde mit ihrer ersten EP von der Fachpresse gefeiert. Nun steht das erste Album der Soul- und RnB-Sängerin an, die mit „Beautiful Dreams“ ihren hochverdienten, überfälligen Platz im Rampenlicht erhält.

Und den nützt sie vollkommen aus mit einem gewaltigen, zwölf Tracks umspannenden Siegeszug. Da wäre beispielsweise „He Said / She Said“, das sich nicht zum letzten Mal in funkige Gefilde wagt und dort so richtig aufblüht. Vier fieberhafte Minuten, von einem packenden Arrangement und einer noch faszinierenderen Stimme angetrieben, spielen und singen sich in einen Rausch – retro und doch im Hier und Jetzt verankert. Hingegen schlägt „Sugar Woman“ deutlich ruhigere Töne an und widmet sich RnB-Magie. Der getragene Sound, die gemäßigten und doch pointierten Vocals, das Gefühl in jeder Note – was für ein Track.

Das sind jedoch nur zwei von vielen Facetten dieser Platte. Lang hat ebenso den Blues gepachtet und lebt dieses Faible in „Keep On“ aus. Die Sehnsucht in der Gitarre, die Überzeugungskraft in der Stimme, das zarte Vorantasten aus tiefstem Selbstbewusstsein – das geht unter die Haut. „Carry The Weight“ deutet ähnliche Ideen auf etwas mehr Soul um, von schwebendem Bounce begleitet, während „It’s Gonna Be Alright“ motiviert und leuchtet. „Lois Lang“ ist ihrer Mutter gewidmet, die sogar ein kleines Intro eingesprochen hat. Tolle Geschichte, klassische Vibes und viel Emotion – man kauft ihr alles ab. Das gilt auch für lebhaftere, tanzbare Nummern, wie der starke Titelsong „Beautiful Dreams“.

Mehr Volltreffer geht nicht: „Beautiful Dreams“ ist eine dieser Platten, von denen man einfach nicht loskommt. Alleine schon Acantha Langs starke Performance, so vielfältig wie ikonisch, trifft direkt ins Herz. Da steckt so viel Gefühl drin, so viel Herzblut, aber auch Energie und Lebenslust. Die Songs an sich können sich ebenfalls mehr als hören lassen. Klassischer, semi-balladesker Soul und RnB, gelebter Blues, kraftvoller Funk und massig Zwischentöne reißen mit, beißen sich fest, bleiben in Herz und Hirn. Hier stimmt alles – ein mächtiger, packender Einstand, der Acantha Lang direkt in die erste Liga katapultieren sollte.

Wertung: 4,5/5

Erhältlich ab: 30.06.2023
Erhältlich über: Magnolia Blue Records (Bertus)

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