The Hip Priests – Roden House Blues

The Hip Priests
(c) Ralph Barklam

Eine der aktivsten Rockbands Großbritanniens meldet sich zurück. 2006 gegründet, veröffentlichten The Hip Priests bis dato 30 Singles, vier Alben, zwei Compilations und drei EPs, touren zudem durch ihre Heimat, durch Europa und die USA. Eigentlich waren sie sich nach dem 2019 veröffentlichten „Stand For Nothing“ unsicher, ob es weitere Alben geben sollte, doch sorgte die pandemische Live-Pause für neuen Spaß an der Musik. Immer, wenn es gerade keinen Lockdown gab, traf man sich in Roden House, einer alten Fabrik in Nottingham, um neue Tracks einzuspielen. Als „Roden House Blues“ setzt es nun elf Stück davon.

Mit erstaunlicher Vehemenz stürzt man sich in Tracks wie „Shakin‘ Ain’t Fakin'“, welche die Grenzen zwischen Punk und Garage Rock vermischen. Die hippen Priester lieben offenkundig die Motor City und packen ein vertrautes Riff aus, der Refrain geht durch die Decke und heizt die Stimmung noch weiter an. Auch „Just To Get By“ fällt vergleichsweise lang (d. h. über dreieinhalb Minuten Spielzeit) aus, nimmt das Tempo zumindest stückweise raus und legt den Fokus auf guten, alten Rock’n’Roll. Auch das bekommt dem Quintett prima, macht Laune und sorgt für beste Unterhaltung.

Zwischendurch heben sie natürlich immer wieder ab und treten das Gaspedal durch. „Tiger In My Tank“ trägt entsprechende Bestrebungen bereits im Songtitel und versprüht Action-Rock-Charme in Reinkultur. „Chasing Death“ gibt sich sogar noch eine Spur wilder, schreit sich durch das Dickicht und zeigt einen überdimensionalen Mittelfinger, der in „Pissed On Power“ entsprechende Punk-Ideen durch die Decke schnellen lässt. Hingegen bewegt sich „Inaction Rocks“ wieder in konventionellen Garage-Punk-Gefilden, packt Riffs ohne Ende aus, lässt den Schweiß von der Decke triefen.

Letztlich erfinden The Hip Priests vielleicht das sprichwörtliche Rad nicht neu, doch war gerade das auch nicht wirklich zu erwarten. Die volle Routine der Briten schimmert in jedem dieser elf Tracks durch, die zudem frisch und lebhaft wirken, alles andere als lieblos runtergezockt. Die erzwungene Wiederentdeckung des Albumformats trifft auf Spielfreude nach bzw. zwischen den Lockdowns, gepaart mit hoher Energie und entsprechendem Unterhaltungswert. „Roden House Blues“ bietet Rock in Reinkultur, lebensbejahend wie actiongeladen. Mehr braucht es auch nicht.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 05.05.2023
Erhältlich über: The Sign Records (Bertus)

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