Bully – Lucky For You
Auf „Sugaregg“ fand sie sich und ihren Sound endgültig, nun folgt die kreative Bestätigung: Bully aka Alicia Bognanno weiß mittlerweile, wie sie mit sich selbst, ihrem Schmerz und ihren Problemen umgehen muss, und findet endlich Zeit und Muße, um sich musikalisch auszutoben. Ihr viertes Album soll die aufrichtige Ehrlichkeit der Vorgänger beibehalten und zugleich deutlich mehr wagen, den ohnehin spannenden wie vielschichtigen Sound entsprechend ausbauen, so die Mission. „Lucky For You“ rattert in einer guten halben Stunde durch und serviert charmantes neues Selbstbewusstsein auf dem Silbertablett.
Eines der Leitmotive dieser Platte ist der Tod von Bognannos geliebter Hündin Mezzi, bei der sie sich immer sicher und akzeptiert fühlte. „Days Move Slow“ wurde kurz nach dem Ableben geschrieben und täuscht mit seinem Überangebot an Distortion sowie dem leicht melancholischen Power-Pop-Twang dahinter ein wenig. Für „Lose You“ konnte die fantastische Soccer Mommy gewonnen werden. Hier hat man sich offenkundig gesucht und gefunden, so prima harmonieren die beiden Stimmen und Ansätze. Gemeinsam stolpert man durch den räudigen und zugleich harmoniebedürftigen Track, unbequem und schmeichelnd zugleich.
Das könnte durchaus die Überschrift für ein Album sein, das sich am laufenden Band häutet und dabei doch einen roten Faden durchdrückt. So schlägt der kurze, knackige Rausschmeißer „All This Noise“ mit wachsender Begeisterung um sich und wählt noisigen Punk als gekonnte Ausdrucksform. Auch „Change Your Mind“ ist herrlich laut und scharfkantig, zugleich intim und nachdenklich – ein packender Spagat, der begeisternde Melodik unter aller emotionaler Schwere hervorholt. „All I Do“ eröffnet das Album zunächst federleicht, bevor die Gitarren übernehmen, der Gesang etwas rauer wird, die Ohren dennoch jubilieren.
Eben diesen Spagat beherrscht Bully unfassbar gut. Vieles hieran dürfte, zumindest der Papierform nach, nicht zusammenpassen, fügt sich aber zu einer begeisternden, mitreißenden Platte zusammen. „Lucky For You“ knüpft letztlich geschickt an den Vorgänger an, denkt diesen allerdings gekonnt weiter. Hier findet eine Evolution auf Raten statt, die Selbstzweifel und Selbstbestimmung problemlos in ein magisches Paket lockt, fest verschnürt und dabei gerne mal etwas Dreck aufwirbelt. Bully versucht musikalisch mehr, das Ergebnis ist ein absoluter Volltreffer und geht nicht so schnell aus dem Ohr.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 02.06.2023
Erhältlich über: Sub Pop Records (Cargo Records)
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