Bring The Hoax – Single Coil Candy
Sie tauchten vergangenen Herbst mit einer Handvoll Songs auf und wurden sogleich zu den neuen Favoriten unter Früh-90er-Indie-Revivalisten: Bring The Hoax sorgten mit ihrer ersten EP und einem Mix aus Indie, Alternative und Power-Pop für ein Rauschen im Gitarrenwald. Tatsächlich war das nur der Anfang, denn den energiegeladenen wie unbeschwerten und zugleich unerwartet vielschichtigen Sound gibt es nun auch auf Albumlänge. Wobei, so ganz neu ist hieran nicht alles, denn „Single Coil Candy“ verbindet die fünf EP-Tracks mit fünf brandneuen Nummern.
Der erste neue Track verbirgt sich erst an dritter Stelle und wirkt erstaunlich gedrückt. „Lighthouse“ ist einer der nachdenklichsten Nummern in der noch jungen Karriere der Schwed*innen, schleppt sich ein wenig und geht tatsächlich unter die Haut. Kurz darauf drückt „Final Day“ etwas stärker aufs Gaspedal, lässt die Gitarren heulen und abdriften. Hingegen findet „Once“ zurück zur Melancholie, bloß mit zusätzlichen Stahlkanten ausgestattet. Bring The Hoax platzieren sich präzise zwischen den Stühlen, schrauben die Distortion in noisige Gefilde und zeigen damit eine weitere spannende Facette.
Wer bislang unter den neuen Nummern ein peitschendes Duracell-Häschen vermisste, kriegt „Every Kind Of Light“ serviert. Der kantige Ansatz brennt unter den Nägeln und findet in „Burn The Sky“ die entsprechende Fortsetzung. Um etwas mehr Melodie angereichert, tasten sich Bring The Hoax wieder in Richtung Rock-Radio vor. Die bereits bekannten Tracks haben hingegen nichts an Strahlkraft verloren, wobei gerade der gewaltige Refrain von „Jonestown“, die widerborstige Eingängigkeit von „1993“ sowie die schief grinsende Freundlichkeit von „Los Angeles“ im Gedächtnis bleiben.
Mehr Wagnis, mehr Gewinn: Bring The Hoax trauen sich auf ihrem ersten Album einiges, was auch aufgeht. Ja, die hier vertretenen Songs der ersten EP waren überwiegend zugänglicher, dafür zeigt „Single Coil Candy“ eine insgesamt eine deutlich vielseitigere Band, die bevorzugt mit Sound und Erwartungen spielt. Auf Albumlänge bleiben die Schwed*innen im 90s-Alt-Metier verankert, versuchen dafür mehr mit Noise und Melancholie, nur um im richtigen Moment den melodischen Dampfhammer auszupacken. Bring The Hoax unterhalten und zeigen zugleich eindrucksvoll, dass noch längst nicht alles gesagt ist.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 12.05.2023
Erhältlich über: Lövely Records (Bertus)
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