Musa Dagh – No Future

Musa Dagh
(c) Christoph Eisenmenger

Eigentlich musste es nicht schnell gehen, aber Musa Dagh hatten keine Zeit zu verlieren und präsentieren keine 17 Monate nach ihrem Einstand bereits den Nachfolger. Neben Aydo Abay und Aren Emirze mischt nun Sascha Madsen mit und übernimmt den Platz hinter der Schießbude von Thomas Götz, der noch an ersten Ideen arbeitete (auch Bandkollege Thomas Kurtzke schaute für ein paar Gitarreneinlagen vorbei). Der harmonische Übergang an den Drums bekam dem Trio gut, zudem investierte man alles an Energie und Herzblut in den Nachfolger. „No Future“ treibt den Noise-Wahnsinn auf die Spitze.

Das süffige Riff des eröffnenden „Bossanova USA“ lenkt sogleich alles in geregelte Bahnen. Madsen trommelt mit forscher Uptempo-Energie, Emirze schüttelt beißende Riffs und dicke Noise-Wände aus dem Ärmel, zudem singt Abay in gewohnter Bestform, wirkt wie ein Ruhepol inmitten des Malstrom. Im anschließenden „Rhythm Pigs (A.F.M.D.)“ drehen Musa Dagh komplett am Rad. Die nervöse, hibbelige Noise-Energie kommt gut, der punkige Unterbau lässt die Stimmung überkochen, während nach zweieinhalb Minuten die imaginäre Sonne aufgeht. Aus dem Nichts zündet das Trio eine weitere Raketenstufe, zurückgelehnt und doch so heavy. Dass danach dickes, scharfkantiges Chaos folgt, passt ins Bild.

Musa Dagh sind aber schon längst ein paar Türen weiter. „VU“ ist zugleich schrill und bodenständig, schielt zeitweise in metallische Gefilde, macht Feuer unterm Hintern. Das ellenlange Finale „Me Two“ braucht hingegen Platz, um sich auszutoben und etwas zu versuchen. Die einzelnen Parts fügen sich erst langsam zu einem großen Ganzen zusammen, eskalieren, finden Platz für Melodien, aber auch für spitzfindiges Sperrfeuer. „0200 Hours“ stellt den Gegenpol da – reduziert, nachdenklich, stellenweise semi-akustisch und im schönsten Sinne bewegend. Das gewaltige Riff des direkt anschließenden „Congaah“ samt tänzelnden Drums zerrt direkt wieder anderso hin.

Man weiß nie so genau, wohin die Reise geht, doch macht gerade das den Reiz von „No Future“ aus. Schnellschuss ist dieser Zweitling bestimmt keiner, sondern eine reife Energieleistung mit allerlei Ecken und Kanten. Majestätische Harmonien, bratende Breitseiten, urgewaltige Riffs und peitschende Drums tanken sich durch allerlei Noise- und Alternative-Gefilde, im besten Sinne unerwartet und aufwühlend. Musa Dagh hauen einen zweiten Leckerbissen nach, unfassbar energisch und unterhaltsam. Dass hier drei Musiker richtig Spaß an ihrer Sache haben, ist nicht zu überhören.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 14.04.2023
Erhältlich über: Hayk Records (Cargo Records)

Musa Dagh @ Home | @ Facebook
„No Future“ @ Amazon kaufen