Havemeyer – Slacker

Havemeyer
(c) Havemeyer

Für Slacker. Für Gazer. Für Feinspitze. Mit Havemeyer machen sich bekannte Gesichter (Mitglieder von Bands wie Die Nerven, Shipwrecks und Oracles) unter neuem Namen auf eine Klangreise durch die 90er und frühen 00er Jahre. Indie- und Alternative-Gitarren treffen auf Shoegaze, auf Post Rock und, nun ja, auf Slackertum. Das Berliner Quartett liebt warme Soundscapes und dichte Texturen zwischen Wohlgefühl und aufwühlender Bewegung, so retro wie im Hier und Jetzt verankert. Das erste Album trägt den programmatischen Titel „Slacker“ und geht im besten Sinne unter die Haut.

Zu Beginn warten zwei kompakte und zugleich plüschige Rocker. „Vanishing“ eröffnet mit Ecken und Kanten, aber auch mit feinen Melodien. Man blickt zwischenzeitlich auf die Schuhspitzen, bevor die schrammelnden Gitarren zu neuen Höhepunkten tragen. Gerade die verspielte zweite Hälfte hat es in sich. In „Hold The Line“ scheinen es Havemeyer zunächst sogar noch forscher anzugehen, bevor sie sich selbst etwas bremsen und nur eine weitere singende Gitarre von Tusq entfernt aufschlagen. Ganz locker fließt etwas Melancholie in den Mix ein, der zurückgelehnte Ohrwurm ist fertig. Dennoch rockt das Ding konzentriert – einer von vielen wunderbaren Spagaten.

„Breathless“ will unbedingt hervorgehoben werden, zeigen Havemeyer hier doch eine ganz andere Seite. Die Smiths schwingen mit, Elbow, ja sogar The Twilight Sad – ein Meisterstück der Reduktion, mit Fernweh und stoischer Intensität gepaart. Auch „Headlines“ nimmt sich insgesamt etwas zurück, lässt den Song kommen und ruhige Post-Gaze-Melodien durchs weite Rund flattern. Es passiert nicht viel, was aber nicht stört – ein starker, emotional aufgeladener Exkurs. Sollte das zu brav sein, korrigiert „Moonlight“ den Eindruck schnell. Blackmail auf Indie, möchte man meinen, kommen hier durch. Gerade der dominante, pulsierende Basslauf geht nicht mehr aus dem Kopf.

Eine magische Platte später will man Havemeyer nicht mehr gehen lassen. Der Mix verschiedenster Indie-, Alternative- und Rock-Welten gelingt dem Quartett gar hervorragend, hat nur rudimentär mit den Hauptbands zu tun, steht felsenfest auf eigenen Beinen und, das sollte unbedingt im Mittelpunkt stehen, macht richtig Laune. „Slacker“ ist eines jener Alben, an dem man sich nicht so schnell satt hören kann. Knackige Rocker, gefühlvolle Klangstudien und Meisterstücke der Reduktion unterstreichen einen kurzweiligen Auftakt, einen Einstand nach Maß, einen grundsympathischen Erstling. Auf dass es schon bald Nachschub geben möge.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 03.03.2023
Erhältlich über: Crazysane Records (Broken Silence)

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