Ramkot – In Between Borderlines

Ramkot
(c) Els Vanhoesen

Einfach mal kräftig auf die Kacke hauen, das scheinen Ramkot zum Motto ihres Schaffens gemacht zu haben. Das Trio aus dem belgischen Gent schert sich herzlich wenig um Genre-Grenzen und geht einfach mit Anlauf nach vorne, was auf den beiden bisherigen EPs bereits hervorragend funktionierte. Am ersten kompletten Album arbeitete man gleich zwei Jahre lang und macht darauf ordentlich Lärm. „In Between Borderlines“ dreht sämtliche Regler auf Elf, packt dicke Riffs aus und scheut ebenso wenig vor kleinen und großen Experimenten zurück, die gerne mal an die Landsleute Millionaire erinnern.

Dass die Uhren in Gent anders gehen müssen, zeigt bereits der Opener „Don’t Drop Down“, ein Muskelpaket von einem Song. Wilde Distortion, ähnlich durchgeknallte Vocals und derbe Synthie-Attacken bauen einen Track auf, der sich gleich mehrfach häutet. Die Stoner- und Alternative-Harmonien in den Strophen kommen gut, die markigen Riffwände im Anschluss schnuppern sogar an Metal-Ideen. Mastodon treffen Soulwax, wenn man so will, Raketkanon schauen vorbei und treiben dieses Sammelsurium von Ideen, die sich sukzessive zu einem Track zusammenfinden, mit latentem Wahnsinn vor sich her.

Was Ramkot so spannend macht, ist ihre große musikalische Bandbreite, denn kein Song klingt wie der nächste. In „I Can’t Slow Down“ wird es tanzbar und sexy, von Glam-Chic gekonnt in Szene gesetzt und im besten Sinne anrüchig. Hinter dem Rock-Schuppen wartet „Exactly What You Wanted“, schwingt sich aufs Motorrad und steuert die offene Straße an, nur um dann eine Hauch von Power-Pop drüberzustreuen. „One More“ verrät, wohin ein zweites Album von Them Crooked Vultures hätte hingehen können, und streut ein paar wunderbar noisige, kauzige Riffs mit Stoner-artigen Melodien ein. Das funktioniert, warum auch immer.

Mit Anlauf auf die Zwölf ohne Rücksicht auf Verluste, so oder so ähnlich lässt sich der Album-Einstand von Ramkot zusammenfassen. Klar, bei knapp 27 Minuten ist ‚Album‘ eher als Hilfsbegriff zu sehen, weil man danach längst nicht genug hat, weil diese Platte gerne ewig weiterlaufen könnte. Macht aber nichts, denn „In Between Borderlines“ ist wie für den wiederholten Hörgenuss gemacht. Während die Repeat-Taste ins Schwitzen kommt, werden letzte Scheuklappen mit Gusto zerlegt. Ramkot scheißen sich nichts und machen einfach. Das Ergebnis bietet hohen Unterhaltungswert von der ersten bis zur letzten Minute und macht Bock auf das Live-Erlebnis.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 17.02.2023
Erhältlich über: 541 / N.E.W.S. (AL!VE)

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