Pil & Bue – Special Agents
Ein ewiger Geheimtipp meldet sich bärenstark zurück: Pil & Bue packen seit 2014 immer wieder spannende Rock-Platten zwischen Alternative, Prog und Art aus, so mitreißend wie verspielt. Mit dem furiosen Drumming von Gøran Johansen sowie einer der besten Genre-Stimmen der Gegenwart, Petter Carlsen, an vorderster Front, entsteht seit 2014 hymnische und doch anspruchsvolle Musik, die weit über die gängigen Erwartungen an ein Power-Duo hinausgeht. Auch ihr neuester Streich, „Special Agents“, hat das Zeug für höchste Weihen.
Wie sich das für Pil & Bue gehört, geht es nicht einfach nur stumpf nach vorne. Selbst die direkten, stärker denn je im Hard Rock verankerten Tracks punkten durch Netz und doppelten Boden. Das eröffnende „Change Your Mind“ trumpft mit Heavyness, Riff- und Stimmgewalt auf. Gefühlt öffnet sich das weite Stadionrund, nur um am Höhepunkt mit etwas instrumentaler Magie zu glänzen, ja sogar ein paar Blasts einzustreuen. Das forsche und zugleich unverschämt eingängige „Slave vs Master“ erinnert nicht zum letzten Mal etwas an Alter Bridge. Die schwerfällige Melancholie im Hauptteil beherrscht hingegen keine andere Band so gut.
Es geht aber auch komplett anders: „When You Wake Up, Do You Stop Dreaming?“ bewegt sich vermehrt in semi-balladeske Gefilde mit deutlichem Art- und Prog-Einschlag. Was ein wenig an Carlsens Solo-Schauplätze sowie das Frühwerk von Pil & Bue erinnert, nimmt in der zweiten Hälfte ordentlich Fahrt auf und packt den Dampfhammer aus. Auch „Never Stop (Part 1)“ widmet sich der Reduktion, durch Sample-artige Vocals angetrieben. Das Hinarbeiten auf einen gewaltigen, explosiven Höhepunkt erinnert im besten Sinne an diverse Post-Rock-Größen. Hingegen pflügt „You Are The Universe“ mit Schmelz und Nachdruck voran, wobei Johansens Drumming besonders spektakulär ausfällt.
Eine majestätische Hymne später ist alles eitel. Pil & Bue toben sich mit wachsender Begeisterung aus und erklären ihr viertes Studioalbum kurzerhand zur Spielwiese für allerhand Wahnsinn der kurzweiligen Art. Ihr ohnehin unterhaltsamer Sound stellt sich noch breiter auf, wobei die großen, hymnischen Rocksongs stärker denn je ins Ohr gehen. Große Melodien und dicke Riffs, aber auch komplexe und anspruchsvolle Art- sowie Prog-Exkurse begleiten „Special Agents“, das im besten Sinne mehr von allem bietet, ohne dabei zu überladen. Carlsen und Johansen sind für große Bühnen bestimmt. Es wäre ihnen (endlich) zu wünschen.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 24.02.2023
Erhältlich über: Indie Recordings
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