New Pagans – Making Circles Of Our Own

New Pagans
(c) Billy Woods

Vor zwei Jahren wollten sie sich einfach nur behaupten, nun starten New Pagans endgültig durch: Der Einstand des Quintetts um die famose Lyndsey McDougall wurde zum Indie- und Alternative-Volltreffer mit feinem 90s-Schrammel-Chic. Nun geht es darum, neue Selbstsicherheit zu einem entsprechend souveränen Auftreten umzugestalten. Auf „Making Circles Of Our Own“ lassen die Nordiren die Krisen und das Chaos der jüngsten Vergangenheit hinter sich und behaupten sich mit Ellenbogen und Charme. Zugleich werden unnötige und überholte gesellschaftliche Grenzen und Hürden pointiert ins Visier genommen.

„Better People“ eröffnet schwungvoll und selbstsicher, voller Energie und angenehm drängelnder Präsenz. Apropos Präsenz: Eine eben solche besitzt McDougall, das lässt sich nicht von der Hand weisen. Ihr selbstsbewusstes Auftreten kollidiert mit der hellen, fast schon niedlichen Stimme, hinter der sich jedoch eine klare Kante verbirgt. Die Band hat etwas zu sagen und der treibende Track samt großem Refrain brennt sich sofort ein. An anderer Stelle fährt „Bigger Homes“ das Distortion-Level weiter in die Höhe, lässt sogar unterschwellige Post-Punk-Vibes aus den Saiten springen, bleibt sich aber selbst treu. Zusätzliche Ecken und Kanten brennen sich sofort ein.

Zudem finden sich unzählige kleine und große Hits auf diesem Zweitling. „There We Are John“ wirkt zugleich drastisch und schaumgebremst, reitet auf einem Pulverfass und verweigert zugleich die letzte Konsequenz. Auch „Karin Was Not A Rebel“ gibt sich insgesamt eine Spur freundlicher, fast schon poppig im Abgang, während „Hear Me, You Were Always Good“ von entspannter Reduktion und einem besonders dominanten Basslauf lebt. Mit dem erdigen, schwerfälligen „Fresh Young Overlook“ und dem nervösen, im besten Sinne gestressten „Comparable Reflections“ finden sich noch weitere Perlen auf dieser Platte.

Mehr von allem, das ist das einfache wie effektive Rezept von „Making Circles Of Our Own“. New Pagans bauen auf einem bereits unterhaltsamen Erstling auf und suchen nach weiteren Möglichkeiten für ihren Sound. Das gelingt prima, denn neben dem ohnehin nun etablierten Indie- und Alternative-Grundgerüst sorgen kleinere Experimente – Pop, Post-Punk, sogar etwas Gaze – für Unterhaltung. Über allem thront die sympathische wie eindrucksvolle Präsenz einer Lyndsey McDougall in absoluter Hochform. Mit nur zwei Alben etablieren sich New Pagans als wichtige Rock-Aktie mit Herz, Hirn und bärenstarkem Songwriting. Davon kann – und will – man nicht genug bekommen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 17.02.2023
Erhältlich über: Big Scary Monsters (Membran)

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