DIRK. – Idiot Paradise
Eine der heißesten Indie-Bands-Belgien drängt mehr und mehr ins europäische Ausland. Obwohl es DIRK. erst seit 2016 gibt, hatten sie bereits mehrere Hits in den belgischen Indie-Charts und veröffentlichen nunmehr ihr drittes Album. Dieses versteht sich in klassischer Indie- und Alternative-Tradition mit 90er- und 00er-Jahre-Einschlag, so vielschichtig und mitreißend, gerne auch mal so anspruchsvoll wie möglich. Dazu gesellt sich eine kräftige Portion Humor, die für die nötige Würze sorgt. Sie steckt bereits im Titel des neuesten Werks: „Idiot Paradise“.
Los geht es mit „Half-Life“, das erst einmal richtig schön gemächlich und zurückhaltend anrollt, klassische 90s-Vibes transportiert und selbst in seiner Ruhe einiges an Spannung ausstrahlt. Nach einer Minute öffnen sich die Schleusen für dicke Gitarren und ruppige Alternative-Vibes, die schon mal in Richtung Post-Grunge schielen. Solche Momente bleiben jedoch die Ausnahme, denn bereits das folgende „No“ drängt eilig nach vorne in hibbeligster, leicht post-punkiger Manier und stellt in gerade einmal drei Minuten alle Zeichen auf Hit. Der flotte Rhythmus, der kräftige Singalong, die launige Gitarre – hier stimmt alles.
Im Gegenzug lässt sich der zur Halbzeit platzierte Titelsong Zeit. Leichte Melancholie vermischt Placebo mit TOY und einer Prise Britpop – ein Meer der Emotionen und wogenden Stimmungen zwischen Zuckerbrot und dosiert eingesetzter Peitsche samt abschließender Mini-Eskalation. „Alarms“, der zweite überlange Track, gibt sich ruheliebend, bemüht eine Post-Rock-Steigerung und dreht zum Ende hin richtig schön am Rad. Knackige, nervöse und zugleich eingängige Rocker zwischendurch, darunter „Roman Numerals“ und „Help I’m Going Sane“, sorgen in aller Kürze für maximale Unterhaltung und brennen sich sofort ein.
Eindrucksvoll zeigt „Idiot Paradise“, dass DIRK. keine reinen Hit-Maschinen sind, sondern die Wichtigkeit von Nuancierung prima verstehen. Das Leben ist unvorhersehbar und die vier Belgier liefern den gewitzten, zugleich anspruchsvollen Soundtrack dazu. Natürlich brennen sich gleich mehrere kompakte Tracks sofort ein, doch zeigt das Quartett zugleich ein Urverständnis für komplexe Arrangierung und vielschichtige, sich gerne mal widersprechende Stimmungen. Vor allem sind DIRK. auf ihrem dritten Album schon verdammt weit und schicken sich in dieser Form an, in große Fußstapfen einer anderen belgischen Band mit gleichem Anfangsbuchstaben zu treten.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 03.03.2023
Erhältlich über: Mayway Records
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