We Are Scientists – Lobes
Die unkaputtbaren We Are Scientists scheinen mittlerweile unaufhaltsam und legen schon wieder eine neue Platte vor, ihr bereits achtes Werk. Für den „Huffy“-Nachfolger setzte man auf Altbewährtes und verschob den Fokus zugleich noch weiter in poppige Gefilde. „Lobes“ – Chris Cain und Keith Murray mögen das Wort und finden es witzig – entstand fast zur gleichen Zeit wie das erst im Oktober 2021 erschienene Werk, geht aber gänzlich andere Wege. Glitzernde Disco-Weisheiten, pumpende Hymnen und knackige Melodien rücken das kreative Duo mehr denn je in Radionähe, ohne sich dabei auch nur im Geringsten abgeschmackt zu geben.
Mitten im Album lauert „Turn It Up“, mit dem We Are Scientists endgültig die Tanzfläche erobern. Alleine schon die funky Bassline reißt letzte Mauern ein und geht mit Anlauf nach vorne. Der Track pumpt wie Sau, ohne dabei im Klischee-Fahrwasser zu ersaufen. So gibt es Dancefloor-Magie mit einem hymnischen Refrain ohne Peinlichkeit – ein absoluter Hit. Auch „Dispense With Sentiment“ gibt sich synthetisch verstärkt, schlägt ansonsten aber komplett andere Töne an. Zwischen Melancholie und Melodik lauert ein Post-80s-Lehrstück mit kuscheligem Charme, dessen vorwitzige und zugleich ernste Art direkt ins Ohr geht.
In „Miracle Of ’22“ tanzt das Duo erneut, ist sich jedoch der enden wollenden Leichtigkeit des Seins bewusst. Vocoder-Einschübe und leicht beklemmende Substanz verpassen dem Track eine spannende zusätzliche Ebene. Auch „Lucky Just To Be Here“, insgesamt etwas zurückgenommen, gibt sich der schillernden Nachdenklichkeit hin. Hier grüßen The Killers, bloß um Welten spannender. Wenn nach drei Minuten die Gitarren einsetzen, reißt es den Song förmlich auf – einer der besten Momente der gesamten Platte. Ein anderer ist „Operator Error“, Opener und zugleich erste Single. Der tanzbare Indie Pop/Rock wird hier auf kurzweilige Perfektion getrimmt, von dezenten Ecken und Kanten begleitet. Es kann so einfach sein.
Diese kleinen Details und feinen Nuancen machen We Are Scientists einmal mehr über jegliche Zweifel erhaben und illustrieren die Langlebigkeit des Duos perfekt. Ja, zu einem gewissen Grad geht „Lobes“ neue Wege, ohne sich ob der deutlich poppigeren bis tanzbaren Ausrichtung jemals in Klischees oder gar Formelhaftigkeit zu verlieren. Zehn richtig gute, eingängige Songs mit doppeltem Boden gehen ins Ohr, ins Herz, ins Hirn und in die Beine. Cain und Murray bleiben unerreicht und schreiben weiterhin verdammt gute Indie-Tracks – eine Institution, die man einfach lieben muss.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 20.01.2023
Erhältlich über: Grönland Records (Rough Trade)
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