Shitney Beers – This Is Pop

Shitney Beers
(c) Sebastian Igel

Dass Shitney Beers wesentlich mehr als nur ein großartiger Name ist, bewies sie im Sommer 2021 mit „Welcome To Miami“, einer kleinen Singer/Songwriter-Perle ohne Netz, geschweige denn doppelten Boden. Davon hat Maxi Haug nun mehr im Gepäck, weiterhin betont ungeschliffen und gefühlt komplett spontan. „This Is Pop“ befasst sich mit dem Konzept des Scheiterns auf allen Ebenen und liefert zugleich Ansätze, wie man selbst in Zukunft deutlich seltener scheitert. Und das weiterhin so intim, reduziert und fokussiert wie eh und je.

Der „Advice Song“ stellt wichtige Grundsätze für ein besseres Leben auf, stiftet Hoffnung und lässt doch eine erfrischende Doppelbödigkeit hinter der schüchtern anmutenden Präsentation zu. Dass diese alles andere als schüchtern ist, zeigt sich sogleich. Eine Überraschung ist „Pop Queen“ mit Elena Steri, weil Beers hier das Singer/Songwriter-Konzept zurücklässt und deutlich rockigere Gefilde ansteuert. Unter anderem lassen PUP und Pabst recht herzlich grüßen, die Hook ist mächtig, die Intensität hoch. Auch „Hun So Low“ gibt sich laut und rüpelhaft, geradezu dreckig, und ersäuft in einem Meer der Distortion. Davon darf es künftig gerne mehr geben.

„Callisto“ thematisiert göttliches Scheitern mit mythologischem Einschlag und lebt von bitterer Süße. Hört man nicht genau hin, wirkt der Song niedlich und verträumt, geht ins Ohr. Der fragile Abschluss „Wasted Coffee“ mimt das absolute Kontrastprogramm, nimmt sich komplett zurück und bemüht sich um die Nachdenklichkeit des Seins mit betontem Nachdruck. In „Blue“ tauchen Vogelstimmen auf und täuschen ein trügerisches Idyll vor, während „Peaches Style“ etwas Richtung Indie Pop zieht und damit sofort in Ohr, Groß- und Kleinhirn geht – der nächste Hit.

Etwas anders, aber weiterhin sehr gut: Auf ihrem zweiten Album bricht Shitney Beers bisherige Strukturen etwas auf, ohne sich vollends von diesen zu entfernen. Deutlich mehr musikalische Vielfalt trifft auf bereits bekannten Tiefgang und gelegentlich beißenden Humor. „This Is Pop“ trägt diesen bereits im Albumtitel, hat aber den einen oder anderen Hit zu bieten, begleitet von Überraschungen satt und obligatorischen fragilen Nummern. Gelungene Weiterentwicklung mit Stil und Nachdruck: Shitney Beers ist Pop, auf ihre ureigene Weise.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 09.12.2022
Erhältlich über: Grand Hotel van Cleef (Indigo)

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