Nordic Sad – Unity
Zeitweise wirkte es so, als hätte jemand etwas gegen den sich anbahnenden Erfolg von Nordic Sad. Die bisherigen Aufnahmen des 2019 gegründeten Sextetts aus dem hohen Norden waren von Pech begleitet, schienen verflucht zu sein. Zwischen einem geplünderten Studio, verbrannten Festplatten und einer Pandemie, die bei einem Mitglied besonders schwerwiegende gesundheitliche Auswirkungen hatte, mussten sich die Schweden erst in ihre Karriere hineinkämpfen. Nach einer verdient abgefeierten Single liegt nun die erste, betont düstere und unbequeme EP vor: „Unity“.
Besagte Single beschließt diesen Release: „Here To Survive“ muss sich erst einmal einbrummen, legt zöglich los und sucht erst einmal nach einem Ansatz für den fast schon meditativen Düster-Pop-Song. Kaum ist dieser Modus operandi gefunden, entfaltet sich die Magie nach und nach. Die kraftvolle, etwas tiefere Stimme verfügt über fantastische Präsenz, das himmlische Finale macht ebenfalls Laune. Im Gegensatz dazu nimmt „Child’s Lament“ das Tempo heraus, schleicht mit gesenktem Haupt durch die Botanik und philosophiert zu Weltschmerz mit ernster Dimension.
Im ellenlangen „Don’t Fear The Signs“ verlieren sich Nordic Sad, was ihnen erstaunlich gut steht. Zunächst gibt es minutenlang nur Vocals und eine verlassene Synthie, der schroffe Beat und ein ähnlich kaputter Bass kommen ebenfalls hinzu. Nach knapp fünf Minuten taucht eine verzerrte Gitarre auf und trägt das Ding in mächtige, epische Post-Rock-Gefilde – sehr groß, sehr abstoßend, unfassbar intensiv. „Digital Addict“ eröffnet die EP hingegen als wildes, fast schon avantgardistisches Stück. Da schimmert schon mal Post Punk durch, dann taumelt instrumentales Sperrfeuer durch die Lande. Das finstere, post-gotische Popstück „Fresh Cuts“ fällt da fast aus dem Rahmen, geht aber gut ins Ohr.
Synthetische Schwere steht Nordic Sad prima zu Gesicht. Klar, nach knapp 24 Minuten ist schon wieder Schluss, aber das passt schon. Jeder Song funktioniert für sich und zeigt eine andere Facette der Schweden. Feinsinniger Pop hier, pure Beklemmung da, Post und Experimente hinter der nächsten Tür – „Unity“ illustriert die Suche nach dem eigenen Sound ohne Rücksicht auf Verluste oder gar Befindlichkeiten. Nach all den Schwierigkeiten in den letzten Jahren tut es gut, endlich mehr von dieser Band zu hören. Können sie diese Form auch auf Albumlänge bewahren, steht Spektakuläres ins Haus.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 25.11.2022
Erhältlich über: Så Länge Skutan Kan Gå Records
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