Liotta Seoul – WORSE

Liotta Seoul
(c) Tom Brümmer

Über ein halbes Jahr hinweg veröffentlichten Liotta Seoul Single über Single über Single. So kamen insgesamt acht Tracks zusammen, die nun gemeinsam ein Album ergeben. Sammelten die neuen, alten Grunge-Helden aus Koblenz etwa nur Material, bis daraus eine komplette Platte wird? Mitnichten, denn trotz aller Kürze – man bleibt deutlich unter einer halben Stunde – sorgt „WORSE“ für beste Unterhaltung in einem in sich geschlossenen und doch weit offenen Rahmen, der den Sound des Trios gekonnt erweitert.

Eines der Highlights erschien erst ganz zum Schluss. Dabei schleicht sich „Want You“ zögerlich bis vorsichtig an, überrascht mit reduzierten Strophen, die zugleich fragil und psychotisch anmuten. Im Refrain gibt es schließlich kein Halten mehr, wenn bratende Druckwellen durch das Gebälk fahren und Grunge-Grenzen ausloten. Apropos Grenzen ausloten: Das anschließende „Laugh“ wagt sich weit hinaus mit Beck-Slacker-Rock, Indie-Charme und einem etwas befremdlichen Trap-Part von MightyMacFluff am Ende, der den ansonsten an metallischer Härte andockenden Track ad absurdum führt … was aber wiederum perfekt zu Liotta Seoul passt.

Auch „Beauty Salons“ bemüht frische Ansätze, nimmt gerne mal das Tempo raus und holt sich die eher im Dream-Pop beheimatete Thala für bezaubernde Gast-Vocals ins Boot. In der zweiten Hälfte nimmt der Song etwas Fahrt auf, bietet aber durchaus Radiocharme. Davon will „Hypernormal“ rein gar nichts wissen, kotzt sich kräftig aus und überrascht mit ein paar kleineren Vocal-Effekten. Der düster angehauchte Hauptteil kommt auch gut. Mit „Medical Detectives“ setzt es obendrein einen waschechten Alternative-Hit, der sich mit wachsender Begeisterung entlädt.

Ob Album oder Compilation, das ist letztlich egal: „WORSE“ knallt mit wachsender Begeisterung und zeigt Liotta Seoul, wie sie sich konstant und konsequent weiterentwickeln. Grunge und Alternative bilden weiterhin das Rückgrat ihres Sounds, der sich allerdings weiter denn je öffnet, der immer wieder Experimente zulässt, aber auch dicke Melodien und unbequeme Beklemmung als wichtige Stilmittel erkennt. Vielschichtiger, spannender und zugleich kerniger denn je: Das Trio aus Koblenz sorgt abermals für beste Unterhaltung.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 25.11.2022
Erhältlich über: Krod Records

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