Lehmanski – Du strahlst so schön

Lehmanski
(c) Schiko-Foto

Nach 14 langen Jahren gibt es wieder neue Musik von Lehmanski, zumindest unter diesem Namen. Weiterhin darf man diese unter keinen Umständen als Indie Rock bezeichnen, stattdessen hält das selbstgewählte Genre ‚Indieprock‘ – hier stoßen Pop und Rock zusammen – als Alternative her. Davon unabhängig präsentiert der in den letzten Jahren u. a. als Teil von Herrenmoos alles andere als untätige Musiker endlich wieder acht neue Songs mit seinem Solo-Schauplatz. „Du strahlst so schön“ funkelt hell – mal introvertiert und sachte, dann wieder extrovertiert und belebend.

Der getragene und doch herrlich bunte Titelsong gibt als Opener die Richtung vor. Ein bunter Reigen verzerrter und doch so klarer Melodien bahnt sich seinen Weg, dahinter wartet Lehmanskis eindringliche Stimme, so fordernd und doch vertraut wie eh und je. Die verspielte Natur dieses Tracks fällt erst beim zweiten Hören so richtig auf und macht Laune. Hinter der anfänglichen Wand breitet sich ein eingängiger Charmebolzen aus. „Mofapetra 2021“ wagt eine Fortsetzung aus „Blutige Wiesen“-Zeiten und lebt von einem bunten Fluss der Worte, der Stimmen, der vornehmen wie ehrlichen Kauzigkeit.

In „Hundert Jahre sind kein Tag“ hat Sarah Welker, die mit Ausnahme des Titeltracks stets die Zweitstimme beisteuert, ihren vielleicht stärksten Auftritt. Sie verdichtet das Stilleben gekonnt und konsequent, bringt Aufwühlendes in eine nur vermeintliche Idylle ein. Auch in „Radiomädchen“ macht sie sich gut. Die Feel-Good-Nummer wirkt im besten Sinne wie aus der Zeit gefallen und zeigt zugleich Lehmanski selbst in bestechender Form – prägnant, auf den Punkt, überaus unterhaltsam und verdammt eingängig, selbst in einem Meer der Verzerrung.

Und da ist er wieder, der Lehmanski, als wäre er – zumindest mit diesem Schauplatz – nie so wirklich weg gewesen. „Du strahlst so schön“, das lässt sich auch über diese EP sagen, die zu unterhalten weiß. Es ist ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten, viel zu lange nicht mehr gesehen, dafür um vieles freudiger und begeisterter, ja sogar herzlicher. Wie auch immer man den Sound nun nennen mag, dieses EP-Comeback bekommt dem Düsseldorfer sehr gut und ist hoffentlich der Startschuss für weitere Releases.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 16.12.2022
Erhältlich über: Mofapetra-Records

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