The Blue Stones – Pretty Monster
Rock-Duos haben weiterhin Oberwasser, doch stehen nur wenige so sehr zu ihrem Crossover-Appeal wie The Blue Stones. Nach einem starken Debüt warf der Nachfolger gleich mehrere Radio-Hits in der kanadischen Heimat ab. Davon möchten Tarek Jafar und Justin Tessier aber nun eigentlich weg. Zwar spielt HipHop-Drumming weiterhin eine wichtige musikalische Rolle, bloß kommt nun mehr Dreck hinzu, mehr Beats und mehr Elektronik, gepaart mit vertrauten Riffs. „Pretty Monster“ platziert sich zwischen den Stühlen, zwischen großen Überfliegern und kleinen Experimenten.
„Don’t Miss“ bringt das neue, alte Konzept auf den Punkt – frontal nach vorne, gerne mal eingängig, aber eben nicht auf Druck. Da schwingen schon mal Hard-Fi mit, wenn der Refrain durch die Decke geht und die nächste Rock-Party befeuert. Dass es rundherum etwas ruhiger und zögerlicher vor sich geht, passt ins Bild. Auch „What’s It Take To Be Happy?“ bezieht seine Kraft aus der Ruhe, nimmt poppige Indie-Melodien mit und umarmt im kauzigen wie charmanten Refrain alles. Ein Hauch 90er hier, ein wenig Wombats da, zudem seltsame Melodien rund um die extraschroffe Gitarre – fertig ist der understatete Überflieger.
Noch lauter geht es „Cards Are Down“ an, das direkt ins Radio steuert. Hier kommt das beateske Drumming durch, die Gitarren flattern durch den luftleeren Raum und decken an hymnischer Manie an. Hingegen ersäuft „Camera Roll“ im Post-Breakup-Blues, der letzte Rock-Synergien aufbricht und semi-balladeske Ansätze mit etatmäßigem HipHop-Drumming befeuert – ein ganz anderer Blues, auf den mit „Dreams On Me“ ein Powerhouse folgt. Hier lassen The Blue Stones ihrer Lust am Riff freien Lauf und reißen die Fäuste in die Luft. Davon schwingt auch im ansonsten beseelten, an die Stereophonics erinnernden „Healing“ einiges mit.
Voll drauf und ab dafür: Vom Radio wenden sich The Blue Stones keinesfalls ab, wenngleich ihr drittes Album tatsächlich etwas mehr wagt. Überaus poppige Elemente, elektronische Sinnsuche, synthetisch angehauchte Hymnen und dicke Rocker geben sich die Klinke in die Hand. Und das funktioniert tatsächlich prima, weil „Pretty Monster“ formelhafte Vorhersehbarkeit gezielt aufbricht und selbst abgeschmackte Ideen mit einem frischen Wind und ordentlich Sympathien versieht. Tracks wie „Camera Roll“ und „Cards Are Down“ dürften eigentlich nicht so unterhaltsam klingen, heben sich von der Masse ab und passen prima zur Airplay-Situation, von mächtigen Riffschleudern begleitet. Alles richtig gemacht.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 04.11.2022
Erhältlich über: MNRK Music Group (SPV)
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