Low Island – Life In Miniature

Low Island
(c) Brian Rankin

Gut eineinhalb Jahre nach der poppigen Punktlandung legen Low Island nach. Lauscht man dem Sound des Quartetts aus Oxford, so will man kaum glauben, dass sie erst eine eigene Plattenfirma gründen mussten, um gehört zu werden. „If You Could Have It All Again“ versprühte gute Laune mit ernsten Untertönen und schimmerte geschickt auf mannigfaltige, elektronische Weise. Die nunmehr bewährte Mischung aus Optimismus und Melancholie setzt auch auf dem hörbar alles andere als schweren zweiten Album fort: „Life In Miniature“ liefert erneut den einen oder anderen bittersüßen bis hoffnungsvollen Schwank aus dem Leben.

Jugendlicher Starrsinn dringt in „Can’t Forget“ an die Oberfläche. Das Erwachsenwerden erschien angsteinflößend, der Anblick des im Auto weinenden Vaters brannte sich in die Hirnwindungen ein. Eher zurückgenommene Synths, die zum Ende hin den nötigen Schwung mitnehmen, begleiten das reduzierte wie aufwühlende Geschehen. In „Words Are Out Of Reach“ – der Titel gibt bereits die Marschrichtung vor – kollidieren ähnliche Bemühungen mit einem vergleichsweise lauten Beat, die Vocals wechseln gelegentlich ins Falsett, unbequeme emotionale Sphären werden offengelegt.

Hingegen klingt „Kid Gloves“ unbeschwert, etwas an die pointierte Lockerheit von Dayglow erinnernd. Auch Foals schwingen mit, wenn sich Low Island zudem feinsinnigen Pop-Untiefen öffnen, dabei aber so unwahrscheinlich charmant unaufdringlich bleiben. „Wasn’t For Nothing“ nimmt Gitarren hinzu, entfremdet diese und schreibt einen wunderbar mitreißenden, bunten Refrain, dem zwar eine gewisse Melancholie innewohnt, doch bleiben die melodischen Qualitäten unbestritten. „Goodbye Bluefin“ lassen derlei Konzepte mit der feinen Klinge kolldieren, während die Leichtigkeit von „Robin“ zuweilen in bestimmte und doch losgelöste Empire Of The Sun-Gefilde gelenkt wird.

Was „Life In Miniature“ so sympathisch macht, ist die Art und Weise, wie auf den ersten Blick zarte, leichtfüßige Pop-Entwürfe mit Tiefgang kollidieren. Die emotionale Sonne geht auf, neue Texturen und Schichten kommen hinzu, eine nicht von der Hand zu weisende Nachdenklichkeit wird zum steten Begleiter. Low Island schreiben eine zweite bezaubernde Platte, die dem ohnehin starken Einstand in nichts nachsteht. Elf kleine Perlen lassen das Drumherum vergessen, obwohl sie genau damit zu tun haben – eine seltene Kunst, der man sich weder entziehen kann noch will.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 04.11.2022
Erhältlich über: Emotional Interference / AWAL

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