Les Big Byrd – Eternal Light Brigade
Mitten im dunklen, trostlosen Winter trafen sich Les Big Byrd, um gemeinsam zu musizieren. Das schwedische Trio gehört seit seiner Gründung vor elf Jahren zur jungen Psych-Speerspitze, stets auf dem Sprung in neue Sphären. Für den Nachfolger von „Iran Iraq IKEA“ packte man einen Mietbus voller Instrumente und nahm die Fähre nach Gotland. In dieser neuen Umgebung fand man den perfekten kreativen Rahmen. Zudem hielt die besondere Szenerie Einzug in das Songwriting und drückte „Eternal Light Brigade“ einen überdimensionalen Stempel auf.
Bereits das eröffnende „Eyes Like Dead Stars“ erschließt gekonnt neue Welten. Der stete Fluss dieser gut sieben Minuten bringt Psych, Space und Kraut zusammen, ohne Rücksicht auf Verluste. Eine stoische Rhythmusmaschine blubbert und bäumt sich auf, der knackige Basslauf unterhält, während Gitarre und Keys das Arrangement wild und doch spartanisch umgarnen. Selbst der Gesang wirkt wie ein zusätzliches Instrument. Auf den großen Aha-Moment, die Post-Rock-Ouvertüre, wird bewusst verzichtet. Stattdessen scheint frostiger Wind aus dem Verstärker die Augenlider zu schließen.
Zwingende Momente schaffen es immer wieder an die Oberfläche. Das knackige „Desolation Raga“ erinnert entfernt an „I Will Possess Your Heart“ von Death Cab For Cutie dank zwingender Melodik, hält sich jedoch von Indie Pop fern. Auch „I Used To Be Lost But Now I’m Just Gone“ drängt wunderbar intensiv nach vorne. Erneut setzt es eine kleine melodische Öffnung im Psych-Kontext, so erhaben wie mitreißend. „September Endless“ führt entsprechende Bemühungen hingegen komplett ad absurdum. Getragenes Tempo, Vocoder-Entfremdung und behutsam singende, flirrende Gitarren erinnert an jede Ära, als Krautbands vermehrt der Elektronik verfielen.
Und so fließt diese charmante Platte in Vinyl-Ideallänge lässig vorbei, auf den Punkt und überaus gekonnt inszeniert. Les Big Byrd halten sich weiterhin vom psychedelischen Schema F fern und denken bewusst, konsequent um die Ecke. Treibende Tracks mit Indie- und Alternative-Schlagseite kollidieren mit spacigen Jams, bevor Kraut und Elektronik bislang blankes Terrain heimsuchen. Der fokussierte Wahnsinn bleibt dabei zumeist tiefenentspannt und meditiert über melodischen Perlen sowie minimalistischen Variationen der fragil-bezaubernden Art. Entsprechend bleiben Les Big Byrd eine nach wie vor versteckte Psych-Größe, die erneut mächtig am Durchbruchstor rüttelt.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 25.11.2022
Erhältlich über: Chimp Limbs (Bertus)
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