Orango – Mohican

Orango
(c) Gunnar Knutsen

Globale Ereignisse legten Orango komplett lahm. Eigentlich hatte man bereits Material für drei weitere Alben geschrieben, konnte sich aber nicht treffen. Zudem fiel der Re-Release von „Battles“ mit dem Lockdown zusammen, sodass aus der erhofften Tour nichts wurde. Als man sich doch wieder im Proberaum fand, floss der norwegische Southern Rock. Sogar für Soloplatten vorgesehenes Material wurde umgearbeitet, einfach um wieder frisch durchstarten zu können. Diese schwere Zeit hört man „Mohican“ zu keiner Zeit an und erhält stattdessen Orango in gewohnt starker Form.

Die Gesangsharmonien zu Beginn von „Running Out Of Reason“ geben die Marschrichtung vor: eingängig, druckvoll, schön rockend. Der Midtempo-Track brennt sich sofort im Hinterstübchen ein und lässt sich prima mitsingen. 60s- und 70s-Elan bemüht vertraute Classic-Rock-Muster, sogar ein Hauch MOR mischt mit. Hingegen braucht der Opener „The Creek“ eine ganze Weile, um aufzublühen. Mächtige Gitarren, donnernde Drums und ein pulsierender Basslauf bauen langsam Spannung auf, dann entlädt sich der Song in Kaskaden. Ruppiger Drive und obligatorische Soli geben sich die Klinke in die Hand.

Überhaupt fließt diese Platte wunderbar mit mehreren kleinen und großen Highlights. Die Softness von „War Camp“ geht beinahe in proggige Gefilde, zumindest bis die Blues-Anteile wieder nach oben gedreht werden und das Ding fließt. „Bring You Back Home“ ist der obligatorische straighte Rocker, ohne irgendwelche Gimmicks, Vollgas nach vorne und bestens gelaunt. Auch die semi-balladesken, federnden Vibes von „Ain’t No Road“ kommen gut, treiben die Zeitlosigkeit voran und versprühen Woodstock-Magie in Reinkultur. Original-Woodstock, versteht sich natürlich.

Fast schon überraschungsarm, dafür aber von vorne bis hinten richtig gut: Orango konzentrieren sich auf das Wesentliche und fahren damit richtig gut. „Mohican“ ist eine Sammlung klassischer Rocksongs, die sich in längst vergangenen Tagen hör- und spürbar wohlfühlen, deren entspannte, in den richtigen Momenten frontale Freundlichkeit zu unterhalten weiß. Hier spielt sich eine Band zurück ins musikalische Leben und versucht alle Schwierigkeiten, alle Widrigkeiten weit hinter sich zu lassen. Das Ergebnis ist gewohnt zeitlos, eingängig und sympathisch – Orango in bestechender Form, so wie man sie kennt und liebt.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 07.10.2022
Erhältlich über: Stickman Records (Soulfood Music)

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