Preoccupations – Arrangements

Preoccupations
(c) Erik Tanner

Wenn man festsitzt und sonst nichts tun kann, dann kommt man schon mal auf ungewöhnliche Ideen. Scott Munro hing während der Pandemie 16 Monate lang in Calgary bei seinen Eltern fest. Um die bereits begonnenen Arbeiten am vierten Album seiner Band Preoccupations fortzusetzen, richtete er sich ein notdürftiges Studio ein, Ideen wurden quer durchs Land verschickt. „Arrangements“, so der mittlerweile etatmäßig schräge Albumtitel, will nach Keyboard-fokussierten Platten endlich wieder die Gitarren in den Mittelpunkt rücken und dem zuweilen düsterpoppigen Post Punk zusätzliche Kanten verleihen.

Das schleppende „Death Of Melody“ bringt die neue, alte Schizophrenie des Quartetts auf den Punkt. Flirrende Keyboards, entfremdete Gitarren, eine Rhythmusabteilung aus der schwerfälligen Hölle und nicht minder verstörender Gesang geben sich die Klinke in die Hand. Es dauert ein wenig, bis das Arrangement zusammenfindet, in der zweiten Hälfte mit verspielter Melodik (sie ist doch nicht tot!) kalte und warme Schauer erzeugt. Dass darauf mit „Slowly“ psychedelisch angehauchter Düster-Pop folgt, der sich nach und nach ins eigene Chaos stürzt, von wabernden Soundscapes regelrecht zerfetzt wird, passt ins Bild.

Ein gewisser Wahnsinn ist omnipräsent und äußert sich in den unterschiedlichsten Formen. Wie „Tearing Up The Grass“ nach der perfekten Gitarrenmelodie sucht und dabei im drückenden Wohlgefühl der 80er Jahre ersäuft, unterhält mindestens so sehr wie das zunächst schleppende „Advisor“. Mit der Zeit fügen sich die Einzelteile zusammen und ergeben in der zweiten Hälfte ein blubberndes, nervöses und zugleich verhalten hymnisches Stück Musik. Hingegen trägt „Fix Bayonets!“ den Schlachtruf bereits im Titel, treibt mit rastloser Energie voran und ist dennoch verspielt, vertrackt, durchgehangen. Die dichten Klangteppiche zum Schluss bleiben im Ohr.

Bis sich dieses vierte Studioalbum findet, vergeht einiges an Zeit. Ja, die Gitarren stehen auf „Arrangements“ tatsächlich etwas stärker im Mittelpunkt, doch darf man kaum eine scharfkantige Rockplatte erwarten. Stattdessen zäumen Preoccupations das sprichwörtliche Pferd einmal mehr von weit hinten auf und ergeben sich der unvermeidbaren Düsternis der eigenen Existenz. Lupenreiner Gothic Rock, ein wenig New Wave, Düster-Pop und nervöser Post Punk geben sich die bekömmliche wie unbequeme Klinke in die Hand. Die Kanadier variieren gekonnt in Richtung hypnotisierender Leckerbissen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 09.09.2022
Erhältlich über: Preoccupations (Bertus)

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