Love A – Meisenstaat

Love A
(c) Oliver Jungmann

Lang ist’s her, über fünf Jahre: Love A hatten sich zumindest auf Platte rar gemacht. Man genoss die Möglichkeit, sich auf die Musik zu konzentrieren, und veröffentlichte zwischendurch mit diversen Nebenschauplätzen, wie Trixsi und The Dead Sound. Nun will es das Quartett aus Trier wieder wissen und bemüht frische Ansätze im vertrauten Gewand. Man verzichtete auf Einflüsse von außen und nahm alleine in lockerer Proberaum-Atmosphäre auf, einzig der Mix wurde ausgelagert. Musikalisch halten Hall und Härte Einzug, bemühen mehr Breite, ohne auf die vertraute Resignation zu verzichten. „Meisenstaat“ zeigt Love A abermals in bestechender Form.

Bereits das eröffnende „Frag nicht“ treibt die eierlegende Wollmilchsau vor sich her. Ruppige Post-Punk-Vibes statten den Track weiterhin aus, darüber liegen jedoch etwas feinere Melodien mit Wave-Schlagseite. Zudem singt Jörkk Mechenbier im pulsierenden Refrain wie ein junger Gott, vermischt lyrische Präzision – die Texte sollen ihm laut eigener Angabe mittlerweile nicht mehr so wichtig sein, wovon man glücklicherweise nichts merkt – mit harmonischem Feingefühl. Diese Tür stößt „Klimawandel“ weiter auf und lässt noch mehr Delay mit The Cure– und Interpol-Einschlag los, ohne dabei auf etatmäßige Intensität zu verzichten.

Ein themenverwandtes Doppel breitet seine Flügel aus. „Will und kann nicht mehr“ schließt die Tür zum Verständnis und kehrt den Blick zum fragenden inneren Monolog, dessen Resignation nahezu introvertiert ausfällt. Hingegen bemüht das launige, fast schon verspielte „Kann und will nicht mehr“ die Kapitulation vorm technologischen Wahn der Optimierung und Erneuerung. Der Algorithmus kriegt den Mittelfinger serviert, alles wird zu viel – siehe und höre im geringeren Maß „Aus die Maus“, dieser peitschende Exkurs mit Karies-Elan. Wie „Achterbahn“ mit der Tür ins Haus fällt und brachiale, zerstörerische Gitarren direkt ins Gesicht knallt, hat eine ganz andere Art von Charme.

Latenter Wahnsinn mit frischem Anstrich und vertrautem Drive, so zeigen sich Love A nach ihrer langen Studiopause. Bestens bekannte Post-Punk-Klänge kriegen abwechselnd den Weichzeichner und den Presslufthammer ab, das Quartett nimmt mehr von allem mit und landet damit einen vollen Erfolg. Und, ja, selbstverständlich bleiben die Texte weiterhin wichtig und fantastisch, auch wenn Mechenbier die Erwartungen zu dämpfen scheint. Muss er nicht, denn „Meisenstaat“ ist ein neuer Höhepunkt im ohnehin beachtlichen Schaffen der Mannen aus Trier. Durchgehend unterhaltsame Wahnsinnstaten sorgen für unbändige Euphorie. Love A sind wieder da, und mit was für einem Statement.

Wertung: 4,5/5

Erhältlich ab: 19.08.2022
Erhältlich über: Rookie Records (Indigo)

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