Franc Moody – Into The Ether
Es mag mit der erhofften Tour nicht geklappt haben, doch das Anfang 2020 veröffentlichte „Dream In Colour“ führte tanzend durch düstere Zeiten und machte Franc Moody zu verdienten Streaming-Königen. Ursprünglich aus Lagerhaus-Partys entstanden, verpasst das Kollektiv aus Tottenham dem Dance-Genre einen frischen Retro-Anstrich mit Funk, Soul, Disco und House nebst zig anderen Einflüssen. Für ihre zweite Platte stellte man sich eine gewaltige Odyssee in einem blechernen Tourbus, eine verlassene Tankstelle sowie allerlei skurrile Charaktere vor. „Into The Ether“ bestätigt das im besten Sinne eigenwillige Debüt höchst souverän.
Da wäre beispielsweise „Raining In LA“, das sogar ein eigenes kurzes Intro bekommt. Nach dem Vorspann geht es lässig nach vorne, während sich die Vocals eher zurücklehnen, mit einem funkigen Augenzwinkern Daft Punk grüßen. Dichte Pop-Texturen ziehen auf die Tanzfläche, die Smoothness erreicht ein neues Level, die Füße bewegen sich quasi von selbst. Hingegen zieht „Here Comes The Drop“ ins Langformat … und bringt tatsächlich einen Drop aufs Tableau. Der vielleicht lauteste, wildeste Track ist im Kern entspannt, bloß der Bass übersteuert gewaltig und dringt selbst in die hintersten Gehirnwindungen vor – so einfach wie effektiv.
Stark ist auch „In Transit“, das für einen Rausschmeißer überaus lebhaft rüberkommt. Die (Tanz-)Party geht weiter, auch die Odyssee geht nicht zu Ende – Franc Moody fallen ein weiteres Mal in die Zeitschleife und stoßen am Scheideweg zwischen Disco und (French) House in die abgedrehte Endlosigkeit vor. Das vorwitzige „Suspended Animation“ nimmt eine gewisse Schwere mit, zäumt das Pferd von hinten auf und bemüht einen wuchtigen Bounce mit etwas Drama. Davon will „I’m In A Funk“ nicht wissen und wagt einmal mehr den Crossover in Richtung Pop. Das erinnert schon mal an einen Remix der ersten MGMT-Hits, wohlweislich im besten Sinn. Der Track bleibt im Ohr.
Gekonnt drehen Franc Moody am Rad und tanzen sich in eine Art Rausch, ohne dabei jemals auch nur im Geringsten zu übertreiben. Abgesehen von seltenen basslastigen Episoden geht es vor allem um dichte Texturen, um organische Klänge und um eine Tanzparty, die einfach nicht zu Ende gehen darf. „Into The Ether“ macht da weiter, wo „Dream In Colour“ aufhörte, und gestaltet den einsetzenden Herbst gleich deutlich freundlicher. Der Retro-Chic mit modernem Anstrich bekommt dem britischen Kollektiv abermals gut – ein zweites kurzweiliges, unwahrscheinlich sympathisches Album in Folge.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 02.09.2022
Erhältlich über: Juicebox Recordings / AWAL (Rough Trade)
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