Der Luger – Das muss reichen

Der Luger
(c) Melanie Leibinger

Ob ums Eck oder nicht, Der Luger ist da. Grauenvolle Wortspiele sind seine Sache glücklicherweise nicht, auch gibt es glücklicherweise kein zusätzliches N in seinem Namen, das der österreichischen High Society Angst und Bange machen würde. Tatsächlich steckt dahinter Christof Langner, Sänger und Songwriter aus Frankfurt, sowie seine Band. Langner ist ein Storyteller, dessen deutsche Texte gerne mal den Finger in die Wunde legen und doch stets die Hoffnung auf ein besseres Ende haben. Fünf entsprechende Exkurse hält die neue EP „Das muss reichen“ bereit.

Seine Formvollendung findet das Storytelling bereits an zweiter Stelle mit „Meise und Stein“. Hier inszeniert Langner die fortschreitende Entfremdung einer (längeren) Beziehung. Schuld hat wohl niemand, doch hat man sich immer weniger zu sagen. Oder besteht doch noch Hoffnung? Der kleine Wurmfortsatz des treibenden, energischen Songs nimmt den etatmäßigen Silberstreif mit. Im Vergleich dazu wirkt „Hier“ verspielt, so ruhig und sorgsam die ersten Sekunden auch die Szenerie aufbauen. Eine aufbrausende zweite Hälfte holt komplett ab.

Sympathisch ist auch die Video-Auskopplung „Fiona“. Auch dieser Track muss sich erst einmal behaupten, seine Strahlkraft ausbreiten. Die Rock’n’Roll-Vibes in den Strophen täuschen ein wenig, das geschmetterte Finale bemüht Hoffnung und macht Mut in der Engstirnigkeit. „Gestern Nacht“ schrammelt sich erst einmal einen Wolf, bemüht Singer/Songwriter-Erwartungen und biegt doch wieder Richtung Indie Pop/Rock ab. Etwas Dreck zwischendurch streckt Harmonien mit Kanten – eine gute Mischung. Hingegen lässt sich „Puls“ erst gar nicht bitten und hebt sogleich ab; fast schon punkig und betont ruppig.

Musik für wohligen Genuss, immer und immer wieder: So ganz reicht „Das muss reichen“ dann doch nicht, weil die 17 Minuten einfach viel zu schnell vorübergehen. Mehr möchte man, möglichst sofort und gleich, und das spricht definitiv für Der Luger. Ein wunderbar aufgelegter Christof Langner und eine nicht minder engagierte Band verbreiten beste Laune, ohne dabei auf den Tiefgang zu verzichten. Mit manch einer kleinen, überraschenden Wendung versehen, entsteht eine prächtige EP, ein liebreizendes Schmuckstück, das auch Kollege Gisbert prima zu Gesicht stehen würde.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 05.08.2022
Erhältlich über: Eigenvertrieb

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