Cadet Carter – Anthems For The Weak

Cadet Carter
(c) Cadet Carter

Und sie wachsen weiter: „Perceptions“ katapulierte Cadet Carter in die iTunes-Download-Charts sowie ins Vorprogramm von Basement und Touché Amoré. Auf diesen Lorbeeren könnten sich die Wahl-Münchener natürlich prima ausruhen, tun sie aber – selbstverständlich – nicht. Stattdessen suchen sie mit ihrem Emo-Punk neue Wege der Nachdenklichkeit, um mit der eigenen Vergangenheit sowie mit einer ungewissen Zukunft zurande zu kommen. „Anthems For The Weak“ bemüht sich um den Mut der Verzweiflung und Zweckoptimismus mitten in der Ungewissheit.

Besagte Ungewissheit schlägt gerne mal in Melancholie um, siehe und höre „Strangeways“. Hier überlegt Frontmann Nick Sauter, gebürtiger Waliser, wo er in Deutschland tatsächlich hingehört. Die aufwühlende, getragene Schnittmenge aus Emo und Alternative Rock geht unter die Haut, weiß stellenweise sogar zu rühren. Hingegen bemüht sich „Blinding City Lights“ um den Ausbruch aus dem ewigen Trott, aus Erwartungen, aus einem scheinbar vordefinierten Leben. Zusätzliche Punk-Elemente mit dezent poppiger Schlagseite lassen eine gewisse Leichtigkeit einfließen. Hier kollidieren Welten mit wachsender Begeisterung.

Zumindest musikalisch ist das Harmoniebedürfnis Cadet Carters nahezu stetig greifbar. „In The Clear“ eröffnet die Platte mit einem Pop-Punk-Leitmotiv, das sich jedoch geschickt von Plüsch und Käse distanziert und in Richtung Emo-Substanz geht. Es ist eine minimalistische Verschiebung der Vorzeichen, zugleich so typisch für das Quartett und nicht nur im Refrain unverschämt eingängig. „Sailing Without Swaying“ spielt hingegen mit Reduktion, mit kraftvoller Euphorie inmitten des Zweifels; ein Abbild der kontemporären Ungewissheit. Auch „Break Away“ nimmt Aufbruchsstimmung mit, gedrückt und doch explosiv mit packenden Zwischentönen und -welten.

Diese Feinheiten beherrschen Cadet Carter wie nur wenige andere Bands. Hier steckt Tiefgang in jeder Note, selbst wo man diesen nicht vermuten würde. Die Wahl-Münchener sind eben keine weitere Emo-Pop-Punk-Band, sondern eine verschworene Einheit, die bewegt und sich bewegen lässt. „Anthems For The Weak“ könnte durchaus als kleines Mission Statement für das Quartett durchgehen. Man richtet einander und andere auf, zeigt sich als kraftvolle, sensible Präsenz und lässt nebenher unverschämt eingängige, richtig gut geschriebene Songs am laufenden Band los. Auf ihrem dritten Album bestätigen Cadet Carter ihre volle Stärke mit Nachdruck.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 15.07.2022
Erhältlich über: 8 Ohm Records

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