beabadoobee – Beatopia

beabadoobee
(c) Erika Kamano

Im Herbst 2020 ging beabadoobee verdientermaßen durch die Decke. Nach mehreren starken Songs und Kleinformaten war das erste Album „Fake It Flowers“ ein überaus sympathischer Indie-Leckerbissen, so schillernd wie vielschichtig. Auf diesen Lorbeeren will sich Bea Kristi aber keinesfalls ausruhen und lädt stattdessen in eine Fantasiewelt ein, die sie als 7jährige erschuf. „Beatopia“ präsentiert sich kunterbunt und doch sehr persönlich, und bemüht sich musikalisch um ähnliche Vielfalt, die gerne mal neue Ufer erschließt.

Gerade zu Beginn wird es allerdings sehr, sehr ruhig. Der Quasi-Titeltrack „Beatopia Cultsong“ trägt nicht nur einen großartigen Namen, sondern strahlt durch sein schüchternes, semi-akustisches Gewand doppelt hell. Im Anschluss kann mit „10:36“ nur das komplette Gegenteil folgen, ein echter Bop mit dominanten Drums und zunehmend rockiger Ausstattung. Nicht zum letzten Mal spielen die Gitarren eine wichtige Rolle und erhalten sogar etwas Fuzz im Abgang. Der Sprechgesang als Gegenpol steuert hingegen komplett andere Ufer an. Aus dem Kontrast entsteht zunächst sperrige, später unverschämt eingängige Magie.

08/15 gibt es auf diesem Zweitling nicht, stattdessen kleine und große Hits mit Witz. Der „Fairy Song“ trägt etwas Kindliches in sich und wird vor eigenen Ohren erwachsen in zeitlosem Indie-Pop-Gewand. Zwei Türen weiter wartet „Tinkerbell Is Overrated“ und sagt dem Feenstaub den Kampf an. Aus anfänglicher Schüchternheit entwickelt sich ein flottes, leicht kauziges Stück Pop. Hingegen geht es „Talk“ betont großspurig an und übersteuert die Gitarren mit wachsender Begeisterung. Trotz aller Distortion bleibt das Leitmotiv lässig und entspannt. Stark ist auch „Sunny Day“ mit mechanischem Rhythmus und einem Blick hinter das Leuchten – ungewöhnlich, aber schön.

Exakt das ist letztlich die perfekte Tagline für eine unorthodoxe und doch herrlich eingängige Platte: beabadoobee entführt in eine neue, für sie bestens vertraute Welt, in der Kindheit und junges Erwachsenenleben, Eskapismus und Idylle auf schillernde Weise zusammentreffen. In 14 Kapiteln erzählt „Beatopia“ reizende Geschichten, vornehmlich von einem doppelten Boden, von einer zweiten Bedeutungsebene umgarnt. Der packende Indie-Sound bleibt erhalten, streckt sich allerdings gekonnt. Zwischen fragilen Balladen, kantigen Rockern und hymnischen Melodien gelingt ein von vorne bis hinten sympathisches Album mit nicht minder unterhaltsamem Storytelling.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 15.07.2022
Erhältlich über: Dirty Hit

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