Yoo Doo Right – A Murmur, Boundless To The East

Yoo Doo Right
(c) Stacy Lee

Ein Leben ohne Experimente wäre für Yoo Doo Right unvorstellbar. Das Trio aus Montreal lebt seinen Rock gerne in vollster Komplexität aus und sucht nach frischen Ansätzen für vertraute Klänge, die unter anderem Post, Psych, Kraut und Gaze umfassen. Von einem „Autounfall in Zeitlupe“ ist die Rede, und das trifft den Sound der Kanadier recht gut. Abermals nahmen sie ihre Musik live im Studio ein, mit möglichst wenig Nachbearbeitung und einzig durch die wahnwitzige Violine von Jessica Moss (u. a. Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra & Tralala Band) unterstützt. „A Murmer, Boundless To The East“ lotet abermals Grenzen aus.

„Say Less, Do More“ ist ein wunderbares Motto – nicht nur für dieses Album – und ruft als Opener so ziemlich alles ab, was Yoo Doo Right ausmacht. Das zaghaften Vorantasten, der gemächliche Aufbau, die sich übereinanderlegenden Spuren, die wie ein zusätzliches Instrument eingesetzten Vocals, die nahezu unvermeidliche Intensivierung des Geschehens mit schroffer Härte und aufbrausendem Tempo, das ellenlange Verharren auf einem Crescendo, das zögerliche Abebben und die Suche nach aufgeräumter Erlösung – eine Flut der Emotionen bricht über diese Jam-artigen Gebilde herein und bemüht Erkenntnis, wo es keine Erkenntnis geben kann.

Mitunter nimmt dieses Wechselbad der Gefühle bizarre und ausladende Dimensionen an, und „Feet Together, Face Up, On The Front Lawn“ spielt dieses Konzept bis zum vollkommenen Wahnsinn durch. Über gut 16 Minuten erstrecken sich die Schleifen, eskalieren Kraut und Prog, duellieren sich Yoo Doo Right mit den Möglichkeiten des experimentellen Ansatzes. Klar, der Track fällt etwas sehr lang aus, hat aber seinen Reiz. „Dérive“ nimmt nur halb so viel Zeit in Anspruch und zählt zu den absoluten Perlen. Hier versuchen die Kanadier alles aus den Post-Rock-artigen Aufbauten herauszuholen und steuern auf einen Höhepunkt zu, der letztlich fast komplett ausbleibt. Und doch ist der Weg dorthin hochgradig faszinierend.

„A Murmur, Boundless To The East“ ist ein Trip von einem Album, wunderbar wirr und sperrig im besten Sinne. Und doch lässt sich selbst in den verkopften, experimentellsten Momenten eine gewisse Zugänglichkeit nicht verhehlen. Yoo Doo Right spielen gerne mit den Möglichkeiten von Sounds und Klangspuren, mit Ausdehnung und Ausbreitung, zugleich kongenial von packenden, mitreißenden und nahezu hymnischen Auflösungen begleitet. Die drei Kanadier spielen sich abermals frei von irdischen Sphären und finden Erlösung in der Intensität der nahezu perfekten Schleife – ein Happening für Fortgeschrittene, wenn man so will.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 10.06.2022
Erhältlich über: Mothland

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