Vague – Out Soon

Vague
(c) Roland Kluger

Zwischen Wien und Berlin entstehen zeitlose, schwebende Songs, die Genregrenzen bestenfalls vage definieren. Vague haben den passenden Bandnamen für ihren Sound. Das Quintett mit gleich drei Songwritern und Sängern tankt sich durch die Jahrzehnte mit Anleihen von Shoegaze, New Wave, Psychedelic, Kraut und Pop, vornehmlich in gemächlicheren, Collagen-artigen Gefilden angesiedelt. Entsprechendes gilt auch für ihr mittlerweile drittes Album. „Out Soon“ vereint gleich 15 Songs auf 57 Minuten und nähert sich der gefühlvollen, zumindest oberflächlich tiefenentspannten Überforderung.

Wo fängt man bei diesem ausladenden Werk am besten an? Vielleicht ist „Im Strom“ ein spannender Ansatzpunkt, relativ weit hinten platziert und die krautige Seite des Lebens betonend. Hier schrubben Vague mit wachsender Begeisterung, begleitet von einem Hauch Lounge und Gaze-Pop, wunderbar jenseitig und doch so deutlich. Ähnliches nimmt der zweite deutschsprachige Song, „Elektrische Tage“, mit. Lässige Schleifen treffen auf Verträumtes und Forderndes – davon gibt es auch im endlosen „Money“ einiges zu hören. Immer weiter bohrt sich der Track in seine eigenen Untiefen vor und sucht nach lässigen Sensibilitäten, die mit psychedelischer Magie kollidieren.

Davon ist in „Far Away“ rein gar nichts zu hören. Stattdessen setzt es Entschleunigung mit Synth-Überschwang und einem instrumentalen Leitmotiv, das am Übergang von den 70ern zu den 80ern mit Wave-Romantik spielt. Hingegen rückt „On Stage“ eine verwaschene Gitarre in den Mittelpunkt, stellt etwas Percussion dazu und verfolgt ureigene Jangle-Visionen, die mit fortlaufender Spieldauer dem Wahnsinn der Sehnsüchte verfallen. Dort lauert bereits „The Rain“, der überlange Rausschmeißer, die Suche nach der perfekten Melodie inmitten zurückgenommer und doch bestimmter Meditationen über Sein und Schein. Hier kommen Psych und Kraut zusammen, aber auch Wave und Gaze – alles und nichts, so harmonisch und doch jenseitig.

Was Vague machen, lullt ein, zumindest oberflächlich. Dahinter verbirgt sich mittlerweile gewohnt starkes, kurzweiliges Songwriting, das vielleicht keine großen Temposprünge unternehmen mag, dafür eine hochspannende musikalische Bandbreite abdeckt. Selbst in den krautigen, verspielten Momenten bleibt „Out Soon“ melodisch und eingängig, auch wenn es sich dagegen eigentlich zu versperren scheint. Diesen Widerspruch der Harmonie lösen Vague auf grandiose Weise auf. Ja, ihr drittes Album geht an die Grenzen des Erfassbaren, doch spricht die konstant hohe Qualität definitiv für diesen herausfordernden, zugleich mitreißenden Ansatz.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 05.05.2022
Erhältlich über: Siluh Records (Cargo Records)

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