Jono McCleery – Moonlit Parade
Nach „Pagodes“ bog Jono McCleery vom vermeintlichen Highway des Erfolgs ab, so will es zumindest seine aktuelle Bio wissen. Auf seine von der Kritik gefeierten Werke folgte ein Labelwechsel sowie der Drang, in Eigenregie und nach eigenem Gutdünken aufzunehmen und zu produzieren. „Here I Am And There You Are“ war ein kleiner, wenngleich höchst gelungener Bruch. Elektronische Spuren sind mittlerweile weitestgehend verschwunden: Das neue Werk „Moonlit Parade“ entstand im Band-Line-up und trägt eine wunderbar blues-jazzige Retro-Note in sich.
Besonders deutlich kommen derlei Retro-Anteile im magischen „From A Place“ durch, mit seinen gut sechs Minuten so etwas wie das Herzstück der Platte. Wie sich Jono McCleery über lockere, sanfte Melodien mit Piano-Unterstützung in diese sich wiederholt häutende Kaskade von Emotionen vorarbeitet, fasziniert und bewegt. Gemeinsam mit der starken Besetzung um Dan See (Schlagzeug), Dan Gulino (Bass) und Steve Pringle (Keys) entsteht ein gefühlvoller Malstrom, der tiefer und tiefer in seine eigene Lässigkeit hinabzieht. Gerade Pringles Fingerfertigkeit kommt auf grandiose Weise durch, die zweite Hälfte wird zum jazzigen bis frühlingshaften Wunderwerk, zur Tour de Force.
Derlei Brillanz und Virtuosität gibt es auf der Rest der Platte selten zu hören, was sie aber keinesfalls schlecht macht. McCleery glänzt weiterhin auch bei einfachsten Ideen, wie dem nervösen und doch treibenden „The Heart Of Another“, das zum Ende hin mit synthetisch angehauchten Keys sogar dezente Parallelen zum Frühwerk schafft. „Walk With Me“ reduziert emotionale Ausdrücke zunächst auf ein absolutes Minimum, dann taucht ein überraschend beschwingtes Arrangement auf und verschiebt die Erwartungen mit dichten Texturen und wohliger Wärme, so stilvoll wie leidenschaftlich.
Viel zu schnell fliegt diese sympathische Platte vorbei, zu gleichen Teilen künstlerisches Statement und vertontes Comfort Food. Jono McCleery setzt den neuen, alten Weg gelungen fort. Ein paar dezente Querverweise zu ‚früher‘ lassen sich nicht von der Hand weisen, und doch sitzt der jazzige, gelegentlich verspielte Anzug verdammt gut. „Moonlit Parade“ steuert frische Ufer an, ohne sich komplett neu zu erfinden, und rückt stattdessen die Musikalität des Protagonisten sowie seiner Begleiter gekonnt in den Mittelpunkt. Dass McCleery ein starker Songwriter ist, sollte längst nicht mehr überraschen. Selten kam dies so deutlich heraus wie hier.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 29.04.2022
Erhältlich über: Ninety Days Records (Zebralution / Rough Trade)
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