The Districts – Great American Painting
Die High-School-Band aus Lititz, Pennsylvania wächst weiter. The Districts sehen seit jeher für eleganten, gerne verspielten und in den richtigen Momenten ernsten Indie Rock, dessen Pop-Gefühl im richtigen Moment durchzuschimmern weiß. Für die Aufnahmen ihres mittlerweile fünften Albums – das letzte mit Connor Jacobus, der kurze Zeit später in aller Freundschaft ging – wollte Frontmann Rob Grote zurück zum Gemeinsamen, die Einfachheit des eigenen Sounds betonen und dabei die Stärken der individuellen Musiker auf allen Ebenen einbringen. „Great American Painting“ befasst sich mit einem Amerika, in dem sehr viel falsch läuft, und das sich einen kräftigen Funken Hoffnung verdient hat.
Vergleiche mit The Killers beziehungsweise zwischen den Stimmen Rob Grotes und Brandon Flowers‘ sind alles andere als neu. The Districts haben gar nicht erst vor, dies auszublenden, und schreiben stattdessen richtig gute Songs. So klingt ein „No Blood“ daher ein wenig vertraut, ist aber letztlich seine eigene Entität. Der beschwingte Track mit sehnsüchtigen Gitarren und stilvoller Eingängigkeit erklärt, dass sich das Gute im Menschen immer durchsetzen wird. Hingegen entstand „I Want To Feel It All“ nach einem LSD-Trip mit einem befreundeten Vietnam-Veteranen – ein weiterer Leckerbissen zwischen den Stühlen (der Song, nicht der Veteran), abermals dezent funky und mit einem Hauch Fernweh behaftet.
Stark ist auch das Doppel in der Mitte des Albums. Zunächst intensiviert „Long End“ sehnsüchtige Klänge mit einem Refrain, den U2 seit Jahrzehnten zu schreiben versuchen. Wie die zart und doch bestimmt angeschlagene Gitarre mit einem Hauch von Post Punk im Abgang die Iren mit The Cure-Ansätzen paart, macht Laune. Danach leiht Clementine Creevy von Cherry Glazerr „Outlaw Love“ ihre Stimme. The Districts wagen sich stärker denn je in elektronische Gefilde vor und fahren damit gut. Spannend ist ebenso der Opener „Revival Psalm“, dessen lakonisch angeschlagene Gitarre in den 80ern verwurzelt ist, während sich der Rest des Tracks auf die Suche begibt. Wonach, das bleibt unklar – der fragende Weg ist das kurzweilige Ziel.
Für den Titel ließ sich Rob Grote „Great American Painting“ vom krassen Unterschied zwischen den verschiedenen Gesichtern Amerikas nach einem Protestmarsch, der mit Tränengas endete, inspirieren. Ist nun Polizeigewalt oder die wunderschöne Landschaft – der Sänger hatte sich zwischenzeitlich in einer Hütte im Nationalpark niedergelassen – ausschlaggebend für den Charakter des Landes? Die Antwort liegt irgendwo dazwischen, und so befasst sich das neue Album der Districts überaus erfolgreich mit den beschissenen Dingen des Lebens, aus denen sich so etwas wie Hoffnung auf einen neuen Morgen lesen lassen kann. Der Ausweg aus der Verzweiflung muss gute Laune sein. Es ist vielleicht ihr bislang wichtigstes Album.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 11.03.2022
Erhältlich über: Fat Possum Records (Membran)
The Districts @ Home | @ Facebook
„Great American Painting“ @ Amazon kaufen