Samavayo – Payan

Samavayo
(c) Danny Kötter

Es braucht Lautstärke, es braucht Aufmerksamkeit, es braucht ein dickes Wachrütteln. Das Ende ist bei Samavayo stets nah und kennt verschiedenste Ausprägungen. Ob das Ende vom Guten oder vom Schlechten, von der Menschheit oder gar dem Planeten – für Anfänge ist es zu spät. Dafür scheint das Trio seinen Sound nach eigener Auskunft gefunden haben, nach 22 Jahren und mittlerweile sieben Platten. „Payan“ findet neue Klarheit mit mehr Heavyness, Prog-Esprit und kanalisierter Wut. Musikalische Vielschichtigkeit kollidiert mit deutlichen Worten und einer prominenten Gästeliste, u. a. mit Mitgliedern von Elder, Stoned Jesus, Coogans Bluff und Greenleaf.

Das eröffnende „Afghan Sky“ mit Nick DiSalvo von Elder behandelt die Einnahme Afghanistans durch die Taliban im Vorjahr – für Sänger Behrang Alavi, der im Kindesalter fliehen musste, ein sehr persönliches Thema. Wie sich Stoner-Riffs, bratende Heavyness und orientalische Einflüsse in dieser druckvollen Monstrosität zusammenfinden, begeistert und zerlegt die Nackenwirbel. „Transcend! Exceed!“ wirkt im Vergleich dazu fast schon kompakt und radiofreundlich, bäumt sich wiederholt mit wachsender Begeisterung auf und tritt mächtige Gitarrenwände los, die wunderbar mit den neu entdeckten Gesangsharmonien zusammenfinden.

Überhaupt ist diese Platte prall gefüllt mit Leckerbissen. „Talagh“ stammt im Original von der iranischen Pop-Ikone Googoosh und wurde von Samavayo geschickt adaptiert. Musikalisch fühlt sich das wie eine hochspannende Reise durch verschiedene Welten an, die messerscharf arrangierten Riffs passen prima zum packenden Gesang. Hingegen glänzt „Shot Shot Shot Shot“ vor allem in seinen Zwischentönen, holt sich ein paar der psychedelischen Einflüsse des Vorgängers ins Boot, legt seine wüsten Ideen deutlich progressiver aus und arbeitet sich – präzise wie muskulös – durch ein anspruchsvolles, mitreißendes Arrangement.

„Payan“ ist der nächste Volltreffer für Samavayo, trotz verfeinerter Ausrichtung. Die frische Härte, die beißende Direktheit, die geballte Riffwand in Verbindung mit umfangreichen Einflüssen aus allen Ecken der Welt – all das liefert die perfekten Zutaten für einen erfrischend manischen Trip, für eine gewaltige Nackenmassage, für Kopfkino in Reinkultur, für Feinheiten zwischen den Noten. Zudem sind Samavayo erfahrene Songwriter, die natürlich besagte Erfahrung einfließen lassen, dabei aber zu keiner Zeit gefällig oder gar satt klingen. Mit „Payan“ setzt das Trio die nächste mächtige Duftmarke.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 25.03.2022
Erhältlich über: Noisolution (Edel)

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