Isoscope – Ten Pieces

Isoscope
(c) Anna Wyszomierska

Regler bis zum Anschlag und Harmonien durch den Fleischwolf drehen: Bei Isoscope muss es laut zur Sache gehen. Das internationale Berliner Quartett tankt sich seit drei Jahren durch den Proberaum mit einem Sound, der schroff und kratzig, zugleich aber mitreißend und fast schon eingängig ist. Von Noise und Math über Indie und Alternative bis zu Punk und Pop ist gefühlt alles am Start, was zwischen den späten 80ern und frühen 90ern für unbequeme Eingängigkeit sorgte. Das Debütalbum „Ten Pieces“ erscheint nun ein zweites Mal – mit verdienter Label-Unterstützung im Rücken.

Das unbequeme und zugleich stylische Auftreten mit gleich vierstimmigem Gesang kennt eine Reihe von Ausdrucksformen. „Parts“ bringt das Geschehen in seinen knapp fünf Minuten recht gut auf den Punkt und bringt vieles von dem mit, was sich wie ein roter Faden durch die angenehm nervöse Platte zieht. Post Punk brodelt im Unterholz, darüber machen sich zittrige Noise- und Math-Fäden auf, den Track zu torpedieren. Indie-Lässigkeit und sogar die eine oder andere Hook flammen kurzzeitig auf, während der Song immer sperriger und doch so bekömmlich wird.

Der Widerspruch in sich wird zur Kunstform erklärt und wirft starke Songs ab. „MetaMetal“ zieht tatsächlich ein lupenreines Proto-Metal-Riff als Leitmotiv heran und schneidert einen störrischen, verkopften Track rundherum. Grantige Energie deutet typische Genre-Erwartungen in Noise- und Alternative-Gefilde um. Hingegen gibt sich „Empty Plaza“ dem gefühlten Jam hin. Eine Halbzeit lang üben Isoscope Druck aus und reiten auf dem Pulverfass, danach wird es fast schon meditativ in der ellenlangen Zäsur. „Diamond Cells“ packt sogar noch zwei weitere Minuten drauf, wirkt in manchen Momenten fast schon psychedelisch und proggig, und packt zwischendurch mitreißende, eingängige Melodiefolgen aus, wie sie die Indie- und Alternative-Szene der frühen 90er dominierten.

Eine gewisse, charmante Unberechenbarkeit zieht sich wie ein roter Faden durch diesen Einstand. Tatsächlich scheint „Ten Parts“ über weite Strecken aus der Zeit gefallen mit seiner konsequenten Rückbesinnung auf harmonische Unruhe. Doch sorgen alleine schon die vier Stimmfarben für frischen, für eigenständigen Wind. Isoscope zaubern kleine, kratzbürstige Kunstwerke, die spontan und doch detailverliebt rüberkommen. Auch das ist einer dieser Widersprüche, von denen das erste Album der Berliner lebt. Es macht Spaß, diese sympathisch ungeschliffene Perle immer und immer wieder zu erkunden.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 04.03.2022
Erhältlich über: Noisolution (Edel)

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