Hot Water Music – Feel The Void
Die 2017 angetretene Bandpause von Chris Wollard hätte Hot Water Music beinahe aus der Bahn geworfen. Während sich der Co-Sänger und Co-Gitarrist eine Auszeit für seine mentale Gesundheit gönnte und sich seither von Live-Auftritten fernhält, kam Chris Cresswell von The Flatliners an Bord. Zum ersten Mal seit 27 Jahren nahmen die Post-Hardcore-Veteranen ein Album als Quintett auf, zudem kehrte Brian McTernan (Battery, Be Well) auf den Produzentenstuhl zurück, den er letztmals 2004 für „The New What Next“ innehatte. Chuck Ragan spricht von einer Art Family-Reunion im Kleinen. Auf „Feel The Void“ klingen die Urgesteine nunmehr deutlich erholt.
„Another Breath“ eröffnet die Platte mit unglaublicher Schwere. Das bleierne und doch melodische Gustostückerl steht für finstere Zeiten, für verkappte Hoffnung, für Kampfgeist selbst in den schwierigsten Situationen. Im Anschluss gibt sich „Killing Time“ eine Spur punkiger und doch schön ruppig, so wie sich das bei Hot Water Music einfach gehört. Da schwingt einiges an Dreck mit, aber eben auch Aufbruchsstimmung. Die Rhythmusabteilung um Jason Black und George Rebeldo stemmt den Song über weite Strecken gefühlt alleine, liefert ein knackiges und treibendes Fundament für grandiose Charakterstimmungen und das vielleicht beste, emotionalste Breakdown des Albums.
In „Turn The Dial“ übernimmt Cresswell den Lead-Gesang. Gemeinsam mit der luftigen Lead-Gitarre werden sogar Erinnerungen an die radiofreundlicheren Coheed And Cambria wach, ohne jedoch den etatmäßigen Band-Mikrokosmos zu verlassen, wie der schlagkräftige Refrain eindrucksvoll illustriert. Für „Collect Your Things And Run“ bringen Hot Water Music Hardcore und Punk in unnachahmlicher Manier zusammen, erhöhen die Schlagzahl, klingen voller Leben. All das mündet schließlich in „Lock Up“, einem echten Powerhouse mit richtig schöner Aggression, mit plötzlicher Fragilität, aber eben auch mit Drive und Harmonie. Eben genau das, was man sich von diesen Herren erwartet.
Überraschend sollte hieran im Grunde nichts sein, die lebendige Frische der neuen Platte packt trotzdem sofort zu. Auf ihrem neunten Studiowerk gehen Routine und Widerstandsfähigkeit eine herrliche Symbiose ein, von purer Spielfreude begleitet. Distanziert aufgenommen und sich gefühlt doch so nahe, liefern Hot Water Music eine echte Energieleistung ab. „Feel The Void“ zeigt sich das nunmehrige Quintett in bestechender Form mit gleich drei starken Stimmen und begeisterndem Drive. Auch bald 30 Jahre nach Bandgründung spielen Hot Water Music ganz vorne mit und bleiben eine Bank.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 18.03.2022
Erhältlich über: End Hits Records (Cargo Records)
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