Dirty Sound Magnet – DSM-III
Über 100 Shows hatten Dirty Sound Magnet geplant, dann kam ihnen – wie allen anderen auch – die Pandemie dazwischen. Während nach und nach sämtliche Tourneen gecancelt wurden, gingen die Schweizer ins Studio, um sich durch die Musik von einem mehr als angsteinflößenden Alltag abzulenken. Das Trio nahm gleich drei neue Alben auf. „Live Alert“, eine knackige Doppel-Live-Session, sorgte im November 2020 für verdiente Aufmerksamkeit. Nun gibt es komplett neues Material in Form des dritten regulären Studioalbums „DSM-III“.
Der Titel bezieht nicht nur auf besagtes Drittwerk, sondern zugleich auf ein psychologisches Buch. Für Dirty Sound Magnet entpuppte sich die Studio-Arbeit als bestes Mittel, um einer psychischen Erkrankung zu entkommen. Dafür griffen sie zeitweise sogar auf den Sound ihrer Vorgängerband zurück. „Heavy Hours“ ist ein klassischer Blues-Rocker mit 60s- und 70s-Einschlag, ein kurzweiliges Spiel mit vertrauten Weisheiten. Darauf kann nur ein Instrumentalstück folgen, dachte man sich: „Sunday Drama“ beschließt das Album mit komplexer und doch eingängiger Suche nach den perfekten Psych-Spannungsbögen. Sänger und Gitarrist Stavros arbeitete über die letzten zehn Jahren immer wieder an dem mystischen Track, das Ergebnis spricht für sich.
Davor setzt es den nunmehr vertrauten Mix aus Psych und Prog, mit ein wenig Space Rock verfeinert. So scheint sich „Meet The Shaman“ stets in Bewegung zu befinden. Eine unerwartete spirituelle Düsternis legt sich über diese aufwühlenden vier Minuten. Wie sich „Mr Robert“ Schritt für Schritt von irdischen Sphären löst und einen Deal mit dem Leibhaftigen eingeht, unterhält. Dirty Sound Magnet nehmen sich eines der ältesten Motive der Blues- und Rock-Geschichte vor, lassen vermehrt entsprechende Einflüsse erkennen und bleiben doch mit beiden Beinen fest an einem Boden, den es so nicht gibt. Das gelingt auch im sarkastischen Opener „Body In Mind“ prima, dessen Mittelteil so wunderbar kippt und in absurdes Entertainment abdriftet.
Abstruser Wahnsinn, eierlegende Wollmilchsau, bewegendes Bauchgefühl – all das und noch viel mehr mischt auf „DSM-III“ an vorderster Front mit. In vertrauter, unnachahmlicher Form lassen sich die drei Schweizer treiben. Insgesamt fällt das dritte Album von Dirty Sound Magnet einen Tacken klassisch rockender aus, fast schon konventionell, aber doch so gut, so mitreißend, so ungemein unterhaltsam. Die Blues-Anteile kommen gut und harmonieren prima mit der psychedelischen Suche nach dem perfekten Gedankentrip, der in Verbindung mit vertrautem Sarkasmus für beste Laune sorgt. Abermals liefern Dirty Sound Magnet so richtig ab und entführen in ihren ganz eigenen Mikrokosmos, in dem man sich einfach nur wohlfühlen kann.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 18.03.2022
Erhältlich über: Hummus Records (Broken Silence)
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