Bodi Bill – I Love U I Do
Sie sind wieder da, und keine Minute zu spät: Tatsächlich hat die letzte Platte von Bodi Bill schon wieder stattliche elf Jahre auf dem Buckel. In der Zwischenzeit widmete man sich diversen Projekten, darunter The/Das und UNMAP. Sänger und Produzent Fabian Fenk wurde zu Beginn der Pandemie erstmals Vater und nahm das zum Anlass, sich in eine Fantasiewelt zurückzuziehen. Das Ergebnis hört auf den Namen „I Love U I Do“ und holt den spannenden, gewohnt eigentümlichen Mix aus Indie, Folk und Electronica endlich wieder zurück ins mehr als verdiente Rampenlicht.
Lebhaft und doch understatet, so gestalten sich die zwölf neuen Songs plus Zwischenspiel. In „Big Gong Sounds“ kommt zusammen, was zusammengehört – der wunderbar hibbelige Beat, Fenks dringlicher Gesang, verspielte Melodien und eine Art von Refrain, der lebhaft und doch schüchtern wirkt. Übertreibung liegt Bodi Bill nicht, sie lassen lieber ihre sorgsam geschneiderten Tracks für sich sprechen. Wie „What If“, dessen Magie eigentlich in den Leerräumen liegt, das stellenweise sogar in Richtung Electro-Pop schielt, das dabei stets entspannt und in seltenen Momenten sogar mystisch ums Eck biegt.
Darauf kann nur „Good Advice“ folgen, der verschrobene und überlange Rausschmeißer, ein recht kurioses und zugleich frontales Finale bei aller Verschachtelung. Wenn zur Halbzeit ein ungewohnt direkter Beat durchs Gebälk geht, zuckt die Augenbraue. Die betonte Lässigkeit von „Loophole Travelling“ lässt seinen Melodien freien Lauf und „Peruhu“ holt einen Hauch von Soul in einen betriebsamen Fahrstuhl, ohne sich dabei der Beliebigkeit hinzugeben. Genau das beherrschen Bodi Bill: Zugänglichkeit mit Anspruch, wie im Opener „Be Sure“ zwischen Piano-Fragilität und technoider Unterkühlung thematisiert.
Als wären sie nie untergetaucht gewesen: Bodi Bill kehren in unterhaltsamer Bestform zurück, so wie man sich das erhofft hatte. „I Love U I Do“ ringt mit seiner Umwelt und schreibt im Vorbeigehen fantastische, fantasievolle Electronica-Charmebolzen, die im Ohr bleiben. Nichts drängt sich wirklich auf, falsches Selbstbewusstsein findet keinen Platz. Stattdessen präsentiert sich ein Trio, das mit wachsender Begeisterung traumwandlerisch und doch bestimmt seinen eigenen Mikrokosmos von sämtlichen Winkel ausleuchtet und dabei Mini-Ohrwürmer schreibt, die eigentlich keine sind. Der Vibe stimmt, um einen abgegriffenen Terminus heranzuziehen. Das ist aber auch schon alles, was hieran nur im Entferntesten abgegriffen ist – ein Comeback mit Stil und Nachdruck.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 25.03.2022
Erhältlich über: Sinnbus (GoodToGo)
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