Band Of Horses – Things Are Great
Man mag es seiner Musik nicht immer anhören, doch Ben Bridwell schlägt sich mit Unbehagen herum. Der Gründer und Frontmann von Band Of Horses musste abermals das Line-up ändern – neben den Urgesteinen Creighton Barrett und Ryan Monroe wurden Rückkehrer Matt Gentling und der ehemalige Band-Merch-Manager Ian MacDougall (Broken Golden) bereits 2017 aufgenommen – und fand in Sound-Engineer Wolfgang Zimmerman einen neuen Partner, mit dem er so ziemlich alle neuen Tracks aufnahm. „Things Are Great“ nimmt die schwierigen Dinge des Lebens mit und findet trotzdem Raum für das Schöne.
Der Opener „Warning Signs“ drückt das Unbehagen deutlichst aus. Es geht um einen Vorfall im Jahr 2016, als Bridwell während eines Auftritts seine Stimme verlor. Zu dieser Zeit manifestierte sich jene Unzufriedenheit, die letztlich zur neuen Aufstellung führte. Eine gewisse Schwere bleibt im Song erkennbar, zumindest für Band-Verhältnisse, fast schon druckvoll und doch mit so viel Raum für gute Melodien. Dass aus dem Aufbruch zugleich Neues, Schönes entstehen konnte, deutet direkt im Anschluss „Crutch“ an. Hier findet das Quintett zurück zum etatmäßigen Indie- und Alternative Rock mit Pop-Schlagseite und federnder Leichtigkeit selbst bei deutlich präsenteren Gitarren.
Ein paar mehr Kanten im Sound waren für Bridwell Pflicht, tun dem Geschehen gut. So entwickelt sich „Ice Night We’re Having“ zum flotten Tanzflächenfeger, fast schon nervös und doch so schillernd. „Coalinga“ behandelt Bridwells kuriosen, von kleinen Unglücken und Missgeschicken begleiteten Road-Trip mit Autor Pat McGuire und Fotograf Brantley Gutierrez im Jahr 2007. Beide steuerten die Musik bei und spielten sogar Gitarrenspuren ein – und doch klingt der Track typisch nach Band Of Horses. Ruhigere Töne schlägt hingegen „In The Hard Times“ an, nimmt etwas Americana und Folk mit. „Aftermath“ täuscht zunächst fast schon meditative Ruhe an, nur um schließlich doch dicke Gitarrenwände aufzuziehen. Auch das klappt prima.
So bleiben unterm Strich letztlich zehn Ohrwürmer, die selbstverständlich die typische Band Of Horses-DNA in sich tragen – alleine schon ob Bridwells Vocals – und doch mit ausreichend Variation spielen, um als frischer und doch vertrauter Ansatz beste Laune zu bereiten. „Things Are Great“ bringt alles mit, was man sich von der US-Band erwartet, fällt eine Spur kantiger und gitarrenlastiger aus, bleibt dabei aber selbst in ungemütlichen Momenten unwahrscheinlich eingängig, frisch, mitreißend, belebend. Bridwell und Konsorten liefern kleine Perlen auf gewohnt hohem Niveau.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 04.03.2022
Erhältlich über: BMG Rights Management (Warner Music)
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