Johnossi – Mad Gone Wild

Johnossi
(c) Frederik Skogkvist

Ein alter Bekannter meldet sich im Hause Johnossi zurück. Die Roscoe-Figur tauchte erstmals auf der „Mavericks“-Platte auf, erhielt sogar eine eigene Comicserie. Mittlerweile wandelt er an der Grenze zum Wahnsinn mit einem wilden, chaotischen Nachtleben und schwerer Reue am Tag. Das schwedische Duo entschied sich kurzerhand, ihr siebtes Album zu einem Konzeptwerk zu machen. Mehr noch, „Mad Gone Wild“ versteht sich als Thriller, der den zunehmenden Absturz eines alten Bekannten begleitet und es dabei dem Publikum überlässt, eigene Schlüsse zu ziehen.

Musikalisch wollte man sich so nahe wie möglich am Livesound bewegen, lud den langjährigen Tour-Keyboarder Mattias Frenzén ins Studio ein und drehte zudem die Gitarre möglichst laut. „Yeah Yeah“ bringt die mitreißende Übersteuerung auf den Punkt. Johnossi nähern sich punkigen Gefilden an, wirken bedrohlich und zugleich so hymnisch wie eh und je. Die Mittel sind einfach, der schiere Wucht spricht für sich. Ein kleiner, instrumentaler Wurmfortsatz hält das Geschehen zusammen. Mit „Wizard Of Os“ setzt es sogar ein psychedelisches Instrumentalstück, so überraschend wie unbequem. Tatsächlich handelt es sich hierbei um herrlich ominöse Thriller-Mucke.

Rundherum setzen Johnossi ihren Kurs gekonnt fort. Das Duo bewegt sich weiterhin in kantigen Alternative-Rock-Gefilden, lässt aber auch Neues zu. „Black Hole“ ist beispielsweise gemächlicher, radiotauglicher Rock mit Stil, und auch „Koala Before The Storm“ trägt eine gewisse Lässigkeit in sich. Die New-Wave-Ausprägung kommt sehr gut. Hingegen bemüht „Something = Nothing“ vertraute Töne, stellt sich breitbeinig auf mit seiner wütenden Gitarre und peitschenden Drums. Das kennt man von den Schweden, das macht Laune. Ähnliches gilt für die wabendern Leerstellen des Titelsongs „Mad Gone Wild“, der die vertraute Kraft auf Atmosphäre umdeutet. Im Opener „Give Me The Knife“ wird es hingegen wieder pointiert und verwegen.

Und so geht das Duo seinen Weg mit frischem Wind und vertrautem Elan weiter, eine gelungene Mischung aus beiden Welten. Die Thriller-Vibes rund um die Roscoe-Storyline stehen Johnossi gut, sorgen für engmaschige Vernetzung einer ohnehin guten Platte. Aber vor allem schreiben die Schweden nach wie vor richtig gute Songs, sind noch eine Spur breiter aufgestellt und zudem ordentlich roh unterwegs. „Mad Gone Wild“ vereint vermeintliche Gegensätze zu einem faszinierenden Album wie aus einem Guss, stilistisch wie konzeptuell. Johnossi bleiben weiterhin Garanten für grandiose Musik und erklimmen zugleich neue Songwriting-Höhen – eine weitere Platte der Schweden, die zu unterhalten weiß.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 11.02.2022
Erhältlich über: BMG Rights Management (Warner Music)

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