Goodbye June – See Where The Night Goes

Goodbye June
(c) Brayln Kelly & Rachel Deeb

Verstärker raufdrehen und durchstarten: Nach zwei miesen Jahren wollen Goodbye June endlich wieder feiern, und wer kann es ihnen verübeln? Neben der Pandemie sorgte der verheerende Nashville-Tornado im Jahr 2020 für den Drang, sich endlich aus dem Tief zu befreien. War „Community Inn“ bereits ein mächtiges Rock-Statement, so drückt das US-Trio nun so richtig auf die Tube. „See Where The Night Goes“ stürzt sich kopfüber in eine wilde Nacht und lässt sich treiben. Bluesiger Hard Rock mit Southern-Einflüssen bleibt das kraftvolle Steckenpferd der drei Cousins.

„Step Aside“ könnte als Opener kaum besser gewählt werden. Landon Milbourn klingt immer noch wie der Missing Link zwischen Bon Scott und Brian Johnson, der zackige Riff-Rocker nimmt schnell Fahrt auf und wirkt zugleich herrlich wuchtig, druckvoll. Aus dem vermeintlichen Spagat entsteht ein pumpender Mini-Hit. Der Titelsong „See Where The Night Goes“ wirkt im Vergleich dazu fast schon entspannt und doch so verspielt. Selbst die Gitarre nimmt ein paar AC/DC-Querverweise mit, der Refrain bewegt sich hingegen in gemächlichen Rock-Gefilden. Schon brennt sich die nächste Melodie ein.

Goodbye June konnten sich ihre Vielfalt bewahren und geben nicht nur Gas. So ist „Baby, I’m Back“ tief in Southern- und Blues-Gefilden verwurzelt, gibt sich tiefenentspannt und zugleich herrlich verspielt. Im abschließenden „Black“ kommt der Blues-Rock-Anteil noch stärker durch, gepaart mit zackigen Riffs und vorwitziger Heavyness. Was die Rhythmusabteilung hier anstellt, ist große Kunst, macht die virtuose Gitarrenarbeit erst möglich. Mit „Take A Ride“ und „Everlasting Love“ setzt es zwischendurch zwei Midtempo-Nummern mit dicken Hooks, jeweils auf ihre ureigene Weise radiofreundlich und aus der Zeit gefallen.

Das sprichwörtliche Rad wird keinesfalls neu erfunden, der Unterhaltungswert ist dafür sehr hoch: Goodbye June setzen ihre Serie bärenstarker Alben souverän fort und machen tatsächlich Party. „See Where The Night Goes“ erfüllt den Anspruch, Soundtrack für eine kurzweilige Nacht zu sein, lässt sich wunderbar gehen und in verschiedene Richtungen ziehen. Zackiger Riff Rock, launischer Blues sowie Southern Heavyness geben sich die Klinke in die Hand. Das mag man alles in anderer Form bereits gehört haben, doch stört das bei diesem pointierten Songwriting und der spürbaren Lebenslust keinesfalls: Goodbye June spielen weiterhin ganz vorne mit.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 18.02.2022
Erhältlich über: Earache Records (Edel)

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